Februar-WASDE-Bericht: Alle Bilanzen leichter als im Jänner und im Vorjahr geschätzt

Weizenlager auf Fünfjahres-Tief - Trotz Lageraufbau leichtere Maisbilanz - La Niña schrumpft Sojaernte
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA schätzt in seinem Februar-Bericht (WASDE) alle wichtigen weltweiten Versorgungsbilanzen - das heißt, die von Weizen, Getreide insgesamt, Mais und Sojabohnen - für das laufende Wirtschaftsjahr 2021/22 leichter als vor Monatsfrist und leichter als in der vorigen Saison 2020/21. Die Anteile der Endlager am Verbrauch (Ratio stock to use) schmelzen ab. Sogar die Maisbilanz wird so trotz eines Lageraufbaus in absoluten Zahlen wegen des im Jahresabstand relativ zu den Reserven noch stärker zunehmenden Verbrauchs enger. Die Weizenreserven der Welt sinken gar auf ein Fünfjahres-Tief, wobei sie bei den wichtigen Exporteuren (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Russland, Ukraine und USA) sogar auf 12,90% Endlageranteil am Eigenverbrauch und Export fallen, während China 51,1% der globalen Lagerbestände, ausreichend für 96,39% seines Jahresverbrauchs, hortet.

WASDE: USDA-Prognose zu weltweiten Versorgungsbilanzen - Februar 2022

2019/20 2020/21
vorläufig
2021/22
Prognose
2021/22
zu Vormonat
2021/22
zu 20/21
Weizen
Ernte 762,17 775,87 776,42 -2,18 +0,55
Angebot 1043,26 1072,40 1066,29 -1,13 -6,11
Verbrauch 746,73 782,54 788,08 +0,61 +5,54
Endbestand 296,54 289,87 278,21 -1,74 -11,66
Bestand
zu Vorjahr
+15,45 -6,67 -11,66 +2,79 +4,99
Ratio stock/use 39,71% 37,04% 35,30% -0,25% -1,74%
Mais
Ernte 1119,59 1123,07 1205,35 -1,61 +82,28
Angebot 1441,95 1429,41 1497,40 -1,79 +67,99
Verbrauch 1135,61 1137,37 1195,17 -0,95 +57,80
Endbestand 306,34 292,05 302,22 -0,85 +10,17
Bestand
zu Vorjahr
-16,02 -14,29 +10,17 -0,31 -4,12
Ratio stock/use 26,98% 25,68% 25,29% -0,05% -0,39%
Getreide gesamt
Ernte 2678,13 2717,10 2784,08 -4,44 +66,98
Angebot 3487,58 3532,02 3581,66 -4,15 +49,64
Verbrauch 2672,66 2734,44 2790,12 -1,61 +55,68
Endbestand 814,92 797,58 791,54 -2,54 -6,04
Bestand
zu Vorjahr
+5,47 -17,34 -6,04 +2,83 -11,30
Ratio stock/use 30,49% 29,17% 28,37% -0,07% -0,80%
Sojabohnen
Ernte 339,88 366,23 363,86 -8,70 -2,37
Angebot 453,97 461,83 464,28 -8,16 +2,45
Verbrauch 358,36 362,70 369,17 -5,76 +6,47
Endbestand 95,60 100,42 92,83 -2,37 -7,59
Bestand
zu Vorjahr
-18,49 +4,82 -7,59 +2,91 +2,77
Quelle: WASDE-Bericht des USDA, 9. Februar 2022, eigene Berechnungen, Angaben in Mio. t. Anmerkungen: Getreide enthält Weizen, alle Futtergetreide inklusive Mais und Reis. Die Daten von Sojabohnen basieren auf den lokalen Wirtschaftsjahren mit Ausnahme von Argentinien und Brasilien, deren Wirtschaftsjahre auf den Zeitraum Oktober bis September abgestellt werden. Daher können die Daten des globalen Angebots und Verbrauchs sowie von Export und Import nicht korrelieren. Nächster WASDE-Bericht: 9. März 2022.
Die Revisionen in der Schätzung der Weizenbilanz des USDA betreffen ein kleineres Angebot, einen höheren Verbrauch, ein größeres Handelsvolumen und um 1,74 Mio. t niedriger als im Vormonat angesetzte Endlager, die sie im Jahresabstand somit um 11,66 Mio. t auf 35,30% des Bedarfs reduzieren. Der Bericht nimmt insbesondere die Ernten im Nahen Osten - konkret im Irak und in Syrien - zurück, wohingegen bei den erhöhten Verbrauchserwartungen Zuwächse bei der Verfütterung sowie verringerte Zahlen für Ernährung, Saatgut und industrielle Verwertung überwiegen. Die Endlagerschätzungen setzt der Report im Monatsabstand für die Weizenexporteure auf der Welt - mit Ausnahme einer Revision nach oben für die USA - herab, für die Importeure jedoch hinauf.

Trotz Bestandsaufbau beim Mais sinkt Lageranteil am Verbrauch

Ähnlich wie beim Weizen stellen sich die Veränderungen im Monatsabstand bei den globalen Maisbilanzen dar. Das Washingtoner Agrarressort nimmt die Ernteschätzung - so wie auch für alles Futtergetreide - und die Endlagerprognose für 2021/22 zurück. La Niña mit Trockenheit in Südamerika lässt dabei die Maisernten Brasiliens und Paraguays kleiner werden. Obwohl die weltweiten Maisreserven nach Jahren des Abbaus in der laufenden Saison wieder zulegen sollen, nimmt ihr Anteil am Verbrauch gegenüber dem Vorjahr ab. Der Lageraufbau von weltweit insgesamt 10,17 Mio. t Mais geht mit einem Plus von 7,75 Mio. t zum Großteil auf das Konto des größten Exporteurs, USA. Bei den restlichen Ausfuhrnationen (Argentinien, Brasilien, Russland, Südafrika und Ukraine) nehmen sie um 2,27 Mio. t, aber um 0,6 Mio. t weniger stark als im Vormonatsbericht zu.
 
Beim Mais zählt die EU zu einem der großen Zuschussgebiete auf der Welt, sie muss laut USDA 2021/22 exakt 15 Mio. t Mais am Weltmarkt - unter anderem aus der Ukraine - zukaufen, um ihren Bedarf von 79,90 Mio. t stillen zu können. Die weltweite Verteilung der Maislager stellt sich noch krasser als beim Weizen dar: In China liegen 69,57% der Bestände, die dort für 71,51% eines Jahresbedarfs ausreichen. Weltweit decken die Maisreserven 25,29% des Verbrauchs, bei den Exporteuren einschließlich USA gerechnet an Eigenverbrauch und Ausfuhren lediglich 8,41%.

La Niña schrumpft weltweites Sojabohnenangebot - Lager schmelzen

Das Wetterphänomen La Niña schrumpft auch die Prognose für die weltweite Sojabohnenproduktion den zweiten Monat in Folge deutlich zusammen - diesmal um 8,70 Mio. t, wobei die globale Ernte damit sogar um 2,37 Mio. t hinter dem Vorjahresergebnis zurückbleiben soll. Das kleinere Angebot dämpft zwar auch die Verbrauchsschätzung, dennoch nimmt - obwohl ihn ein kleineres Angebot und höhere Preise bremsen - der Verbrauch im Jahresabstand deutlich stärker zu, sodass in der Sojabohnenbilanz 2021/22 nach einem Bestandsaufbau im Vorjahr nunmehr ein deutliches Minus von 7,59 Mio. t steht.