Getreide- und Ölsaatenmärkte: Keine eindeutige und nachhaltige Richtung erkennbar

Die Flaute am heimischen Kassamarkt hält an - die Besorgnis wächst

Wien, 20. Oktober 2023 (aiz.info). - Die internationalen Getreide- und Ölsaatenmärkte erhielten weder vom jüngsten WASDE- am vorigen oder vom IGC-Report diesen Donnerstag (siehe auf aiz.info "IGC: Erhöhte Mais-Ernteprognose 2023/24 kompensiert niedrigere für Weizen") eine eindeutige, nachhaltige Richtung noch von den Geschehnissen am physischen Markt beziehungsweise den Fundamentaldaten. Am besten konnte sich Mais behaupten, einer Sojarallye standen starke Verluste von Raps gegenüber und Weizen bewegte sich an der Euronext seitwärts. In Österreich hält die Flaute am Kassamarkt für Brotweizen an, und auch um Trockenmais und Ölsaaten ist es ruhig. Die Besorgnis der Marktbeteiligten wächst.
 
Am Weltmarkt ließ die Gewalteskalation im Nahen Osten bisher kalt. Am ehesten beeinflussen die Agrarmärkte steigende Rohöl- und in deren Kielwasser Pflanzenölpreise. Davon und von guten Exportzahlen sowie Hoffnungen auf weitere Order auch China profitierte aber nur der US-Sojakomplex mit einer Rallye der Bohnennotierungen, wohingegen Raps auf der Verliererseite war. Der Schlusskurs des November-Rapskontrakts an der Euronext verlor von vorigen Freitag auf Donnerstag dieser Woche von 425,50 auf 407,25 Euro/t. Der Pariser November-Maiskontrakt befestigte sich von 200,25 auf 205,25 Euro/t. Den Maisnotierungen kamen trotz Erntedruck Prognosen zugute, der globale Bestandsaufbau 2023/24 falle schwächer aus als bisher befürchtet und konzentriere sich ohnehin nur auf die USA. 
 
USA verkaufen China Weizen - Russland schleudert - Indien erhöht staatliche Preise
 
An den Weizenmärkten erregten seltene Weizenverkäufe der USA nach China Interesse, wenngleich russische Exporteure trotz Versuchen der Regierung in Moskau, informelle Mindestpreisstandards zu etablieren, nach wie vor die massiven Überschüsse des Landes verschleudern und die Preise am Weltmarkt unter Druck bringen. Die Weizenausfuhren der USA lagen in der Woche bis 12. Oktober mit 632.800 t Nettoverkäufen einschließlich 181.500 t für China um 42% über dem Schnitt der vergangenen Wochen.
 
Indien wiederum will seine Landwirte mit einer Erhöhung der staatlichen Aufkaufspreise für Weizen der Ernte 2024 um 7% auf gut 273 USD/t (knapp 259 Euro) zu mehr Anbau motivieren und China offensichtlich mit der Zulassung von GVO-Sorten seine fast 85%ige Importabhängigkeit in der Sojaversorgung verringern.
 
EU-Weizenexport holt gegenüber Vorjahr leicht auf - mehr Import aus Ukraine
 
Auch der Weichweizenexport der EU konnte in der Woche 16 des Wirtschaftsjahres bis 15. Oktober einen weiteren Prozentpunkt des Rückstands auf das Vorjahr aufholen. Er liegt nunmehr bei minus 22%. Die Ausfuhren von Weichweizen halten demnach laut EU-Kommission bei 8,814 Mio. t bei einem wöchentlichen Zuwachs von aber nur 184.375 t. Drastisch steigen allerdings die Weichweizeneinfuhren der Union. Sie liegen nach 16 Wochen der Saison 2023/24 bei 2,432 Mio. t um 45% über der Vorjahreslinie. Dabei nahmen vor allem die Weizeneinfuhren aus der Ukraine von 854.294 t um fast 73% auf 1,475.132 t zu und stieg der Anteil der Weizenlieferungen aus diesem Land an den EU-Einfuhren im Jahresabstand von 51,1% auf 60,9%. Dabei prognostizierte der internationale Getreiderat IGC am Donnerstag in seinem Monatsbericht, die EU werde 2023/24 um 40% weniger Weizen einführen als im Jahr zuvor und ihre Endlager würden um 5,2 Mio. t auf den niedrigen Stand von 9,5% des Verbrauchs abfallen. 
 
Die Flaute am heimischen Kassamarkt hält an - die Besorgnis wächst
 
Die Flaute am Kassamarkt für Brotweizen in Österreich hält an und die Besorgnis wächst. Mühlen melden Bedarf allenfalls erst ab dem zweiten Quartal 2024 an. Dabei sei es aber schwer, gegenüber der Backwarenindustrie entsprechende Mehlpreise durchzusetzen, weshalb die Mühlen den Lagerhaltern zurzeit nur Geldkurse bieten, die diesen zu niedrig sind. Daher kämen kaum Abschlüsse zustande. Zudem stocke - auch wegen der schwierigen Logistik - das Geschäft mit dem wenigen 2023 eingebrachten Aufmischweizen ins EU-Ausland sowie auch mit den Mahlweizenqualitäten. 
 
Zumindest nimmt man an, dass die bisher getätigte Rohstoffdeckung der Mühlen hierzulande weitgehend mit Weizen inländischer Herkunft erfolgt sei. Die Brotgetreidenotierungen an der Wiener Produktenbörse zeigten diese Woche kaum Bewegung.
 
Ruhig bleibt es auch am Trockenmaismarkt, die gebotenen Preise animieren nicht, Ware abzugeben. Die Produzenten lassen, um Kosten zu sparen, Mais möglichst am Stamm trocknen. Etwas Geschäft läuft in Richtung regionaler Veredler, allerdings schwächelt deren Konjunktur ebenfalls und ist auch reichlich Futtergetreide verfügbar. Zudem wird mit einem zügigen Fortschritt der Maisernte und sinkender Kornfeuchte immer häufiger von enttäuschenden Erträgen vor allem aus in Normaljahren ertragsstarken Regionen im niederschlagsreicheren Westbahngebiet berichtet. Die Nassmaisindustrie sei bei abgeschwächter Absatzlage für ihre Produkte gut mit Vertragsware versorgt, sodass kaum - und wenn, dann nur zu niedrigen Preisen - auch vertragsfreier Nassmais übernommen 
 
Außer etwas Nachfrage nach Sojabohnen ging auch bei Ölsaaten neuerlich nichts. (Schluss) pos
Bereitgestellt vom AIZ