Internationale Terminmärkte geben wieder nach - Wettermärkte erwartet

Nachfrage in Österreich mit internationaler Abschwächung wieder eingeschlafen

Wien, 24. Februar 2023 (aiz.info). - An den internationalen Terminmärkten ging es diese Woche vor allem mit dem Weizen wieder bergab. Der neuerliche Abwärtstrend ließ das kurzfristig während einer Erholungsphase erwachte Kaufinteresse am österreichischen Kassamarkt wieder einschlafen. Das Geschäft beschränkte sich bei weiter nachgebenden Brotweizennotierungen der Wiener Produktenbörse auf vereinzelte kleine Deckungskäufe. 

Die heimischen Marktteilnehmer blickten gebannt auf die Terminbörsen in Paris und Chicago. Diese dürften sich zunehmend an den Erwartungen in die neue Ernte orientieren und man rechnet in den kommenden Monaten mit einem von Wettermärkten bestimmten regen Auf und Ab. Dabei dürfe neben dem sich abzeichnenden drastischen Produktionsrückgang im Hinblick auf die Weltmarktversorgung nicht mehr viel passieren, ohne dass der Verbrauch spürbar eingeschränkt werden müsse. 

Russland drückt Preise auf dem Weizenweltmarkt

Russland bestimmt mit Billigpreisen nach wie vor das Geschehen am Weltmarkt für Weizen und übt damit Druck auf die Preise aus. Russische Angebote dominieren internationale Weizenausschreibungen wie zuletzt auch wieder eine des weltgrößten Importeurs Ägypten. Es gilt praktisch um jeden Preis, die Rekordernte des Jahres 2022 aus Mangel an Lagerraum rechtzeitig vor der neuen Ernte außer Landes zu bringen. Zudem versilbert Russland auch mehrere Millionen Tonnen von ukrainischen Feldern "requirierten" Weizens. Präsident Wladimir Putin gab diese Woche bei einer groß inszenierten Rede zum Jahrestag des Einmarsches in die Ukraine den Vorwurf des Getreidediebstahls praktisch auch zu und brüstete sich, Russland könne bis zu 60 Mio. t Getreide exportieren. Im jüngsten Update der Getreidebilanzen der EU nahm die Europäische Kommission am Donnerstag die Schätzung bder Weichweizenausfuhren 2022/23 um 2 Mio. t auf 32 Mio. t zurück.

Nachdem aus Moskau diese Woche auch keine neuerlichen Querschüsse gegen die Mitte März fällige Verlängerung des Getreide-Deals zu den Exportkorridoren über das Schwarze Meer gekommen sind, gaben die Preise ebenfalls nach. Die Ukraine fordert in den anstehenden Verhandlungen dazu die Verlängerung des Geltungszeitraumes von derzeit drei Monaten auf sechs oder gar ein ganzes Jahr. Zudem, so verlautet aus europäischen Getreidehandelskreisen, beschwerten sich ukrainische Händler über schikanöse Verzögerungen der Untersuchung von Schiffen, die Häfen in der Ukraine anlaufen, durch russische Kontrolleure. So würden diese dem Vernehmen nach sogar die Zusammensetzung des Wassers in den Ballasttanks der zumeist ohne Fracht zurückkehrenden Schiffe analysieren. Es komme dadurch bereits zu Wartezeiten bei der Abfertigung an der Bosporus-Mündung ins Schwarze Meer von bis zu 45 Tagen.

Weitere Faktoren belasten internationale Terminmärkte

Weitere preisdrückende Faktoren waren eine leichte Entspannung des Trockenstresses in einigen südlichen Weizenanbaugebieten der USA sowie die Flächenschätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums USDA vom Donnerstag. Demnach dürften die Farmer eine über den Erwartungen der Märkt liegende Ackerfläche mit Weizen bestellen. Dies ergebe die größte Weizenfläche seit 2016, wobei diese in den vergangenen Jahren auf historische Tiefstände eingeschränkt worden war. Ebenso soll der Maisanbau gegenüber dem Vorjahr zulegen, dies jedoch im Rahmen der Erwartungen.

Der Sojaanbau in den USA soll unter den bisherigen Marktprognosen zu liegen kommen. Die Sojakurse an der CBoT in Chicago schwankten je nachdem, wohin die Händler ihren Blick in Südamerika richteten - nämlich entweder auf die dürrebedingte Missernte Argentiniens oder auf die Spitzenernte Brasiliens, die aber durch ein Zuviel an Regen im Norden Verzögerungen erfährt und im Süden ebenfalls von Trockenheit beeinträchtigt werden soll.

An der Euronext in Paris gaben die Schlusskurse des März-Weizenkontrakts von vorigem Freitag bis Donnerstag dieser Woche von 295,00 auf 284,25 Euro/t nach und die des Mai-Raps von 546,50 auf 544,50 Euro/t. Lediglich Mais zur Lieferung im März hielt sich bei zuletzt 295,25 Euro/t mit 0,25 Euro Wochengewinn. Weizen verlor am Freitag weiter, und auch Mais gab nach, während Raps etwas zulegte.

MARS: EU-Winterkulturen weitgehend in gutem Zustand - einigen Regionen droht Dürre

Der EU-Agrarwetterdienst des Wissenschaftlichen Diensts der Europäischen Kommission (JRC Joint Research Center) sieht im jüngsten MARS (Monitoring Agricultural Ressources)-Bulletin die Winterkulturen in den meisten Teilen Europas in ordentlichem bis gutem Zustand. Besorgniserregende Regendefizite täten sich allerdings in Spanien, Norditalien, der Westtürkei und im Maghreb auf. Ein Mangel an Winterfeuchte lasse in Spanien, Norditalien und den nordafrikanischen Atlasländern befürchten, dass das im Frühjahr und Sommer zur Bewässerung benötigte Wasser fehlen werde. Vor allem der Norden Italiens habe sich nicht von der Dürre des Vorjahres erholen können. Nachdem das Jahr 2023 außerordentlich warm begonnen hatte, kehrten die Temperaturen in der ersten Februarhälfte in den Normalbereich zurück. Dadurch hätten die Winterungen die notwendige Frosthärte entwickeln können. Sei es bisher schon nicht zu Auswinterungsschäden gekommen, seien diese daher auch in nächster Zukunft nicht zu befürchten.

Nachfrage in Österreich mit internationaler Abschwächung wieder eingeschlafen

Nachdem die Erholung der Kurse an den Terminmärkten nur von kurzer Dauer war und es zuletzt wieder bergab ging, schlief auch das kurzfristig erwachte Käuferinteresse am österreichischen Kassamarkt schnell wieder ein. Wie es von Marktteilnehmern rund um die dieswöchige Notierungssitzung an der Wiener Produktenbörse hieß, blickt alles gebannt auf die weitere Entwicklung der Terminmärkte. Und diese, so nimmt man an, orientierten sich zunehmend an der neuen Ernte, weshalb in den kommenden Monaten ein von Wettermärkten getriebenes nervöses Auf und Ab erwartet wird.

Somit habe die - auch saisonal bedingte - Zurückhaltung der inländischen und auch italienischen Verarbeiter wiederum nur vereinzelte und kleine Umsätze mit Brotgetreide mit sich gebracht, wobei die Wiener Börse die Notierungen neuerlich etwas heruntersetzte. Eine unsichere Absatzlage bestärkte mit Ausnahmen kleinere Deckungskäufe zusätzlich auch die Maisverarbeiter in weiterer Nachfrageenthaltung. 

Am Ölsaatenmarkt versuchen regionale Verarbeiter, steigenden Rapsnotierungen an Terminmärkten dennoch sinkende Quotierungen entgegenzuhalten. Bei den Sojaschroten gingen die Preisaufschläge GVO-freier gegenüber deklarationspflichtiger Ware weiter zurück. In Italien werde - so lange der Getreidekorridor nicht verlängert ist und vorsorglich jede Menge geliefert wird - nach wie vor mit Volldampf ukrainische Soja verarbeitet, finde aber nur schwache Nachfrage.
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