Juni-WASDE-Bericht: Weizen- und Sojalager 2021/22 höher sowie Maislager niedriger geschätzt

Fast drei Viertel des Maisbestandsaufbaus in USA - Trotz Erntezuwachs enge Weizen- und Maisbilanz der EU
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA veröffentlichte am 10. Juni seinen WASDE-Bericht zu den globalen Getreide-Versorgungsbilanzen mit der aktualisierten Prognose für das laufende Wirtschaftsjahr 2020/21 und der zweiten Prognose für das kommende Wirtschaftsjahr 2021/22. Die Tabelle zu diesem Beitrag enthält erstmalig die Bilanzen von Sojabohnen anstatt wie bisher der von Ölsaaten. Damit sollen die Tabellen besser vergleichbar mit jenen in den Berichten über die Grain Market Reports (GMR) des Internationalen Getreiderates (IGC) sein.
Das USDA setzt in der Juni-Ausgabe des WASADE gegenüber dem Vormonat seine Schätzung der weltweiten Weizenernte 2021/22 auf einen neuen Rekord von 794,44 Mio. t sowie ebenfalls die des Weizenangebots, des Verbrauchs sowie der Endlager hinauf. Anstatt einer bisher weitgehend neutral eingeschätzten globalen Weizenbilanz resultiert daraus kommende Saison ein Bestandsaufbau von 3,32 Mio. t auf 37,5% des Verbrauchs. Vor allem sollen die EU, Russland und die Ukraine 2021 größere Weizenernten einfahren als im Vorjahr. Gegenüber dem Vormonat revidieren die Washingtoner Experten aufgrund der gedeihlichen Niederschläge die Weizenprognose für die EU um 3,5 Mio. t auf 137,50 Mio. t oder 9,2% mehr als 2020 hinauf. Dennoch bleibt die Weizenbilanz der Union mit einem Endlageranteil von 11,1% ihres Eigenverbrauchs und gar nur 8,5% an Eigenverbrauch und Export extrem eng. In der weltweiten Maisbilanz steht erstmalig seit Jahren des Bestandsabbaus wieder ein Plus von 8,81 Mio. t. Die Endlagerschätzung fällt aber um 2,89 Mio. t kleiner aus als vor Monatsfrist, weil die schwache zweite Maisernte Brasiliens der laufenden Saison zu Beginn von 2021/22 niedrigere Übergangsbestände erwarten lässt. Fast drei Viertel des Anwachsens der Maislager im kommenden Wirtschaftsjahr werde auf Konto der USA gehen. Ebenfalls sollen die Endlager von Sojabohnen und Ölsaaten insgesamt größer werden.

WASDE: USDA-Prognose zu weltweiten Versorgungsbilanzen - Juni 2021

2019/20 2020/21
vorläufig
2021/22
Prognose
2021/22
zu Vormonat
2021/22
zu 20/21
Weizen
Ernte 763,49 775,82 794,44 +5,46 +18,62
Angebot 1047,55 1075,04 1087,92 +4,27 +12,88
Verbrauch 748,33 781,55 791,12 +2,44 +9,57
Endbestand 299,22 293,48 296,80 +1,84 +3,32
Bestand
zu Vorjahr
+15,16 -5,74 +3,32 +3,03 -2,42
Ratio stock/use 39,99% 37,55% 37,52% +0,12% -0,03%
Mais
Ernte 1117,50 1125,03 1189,85 +/-0 +64,82
Angebot 1440,06 1430,48 1470,45 -2,93 +39,97
Verbrauch 1134,61 1149,88 1181,04 -0,04 +31,16
Endbestand 305,45 280,60 289,41 -2,89 +8,81
Bestand
zu Vorjahr
-17,11 -24,85 +8,81 +0,04 -16,04
Ratio stock/use 26,92% 24,40% 24,50% -0,25% +0,10%
Getreide gesamt
Ernte 2675,39 2714,58 2797,65 +7,29 +83,07
Angebot 3488,00 3527,62 3579,29 +4,06 +51,67
Verbrauch 2674,96 2745,99 2795,87 +4,49 +49,88
Endbestand 813,04 781,63 783,42 -0,43 +1,97
Bestand
zu Vorjahr
+0,43 -31,41 +1,79 +0,77 -29,62
Ratio stock/use 30,39% 28,46% 28,02% -0,06% -0,44%
Sojabohnen
Ernte 339,42 364,07 385,52 -0,01 +21,45
Angebot 454,00 460,32 473,52 +1,44 +13,20
Verbrauch 357,36 368,99 380,78 +/-0 +11,79
Endbestand 96,52 88,00 92,55 +1,45 +4,55
Bestand
zu Vorjahr
-18,06 -8,52 +4,55 +/-0 -3,97
Quelle: WASDE-Bericht des USDA, 10. Juni 2021, eigene Berechnungen, Angaben in Mio. t. Anmerkungen: Getreide enthält Weizen, alle Futtergetreide inklusive Mais und Reis. Verschrotung, Vermahlung und pflanzliche Ölproduktion sind beim Verbrauch von Ölsaaten in Abzug gebracht. Wegen der unterschiedlichen Wirtschaftsjahre und Abgrenzungen von Verarbeitung/Verbrauch stimmt bei den Ölsaaten die Differenz von Angebot und Verbrauch nicht mit den Endbeständen überein. Verbrauch und Endbestand betreffen nur Ölsaaten. Nächster WASDE-Bericht: 12. Juli 2021.
Die höchsten Produktionszuwächse beim Weizen 2021/22 in der EU sieht das USDA in Deutschland, Frankreich und Rumänien. Russland traut der Report mit 86 Mio. t eine Rekord-Weizenernte zu wie auch der Ukraine mit 29,5 Mio. t. Die für kommende Saison auf 791,12 Mio. t Weizen angehobene Verbrauchsprognose für die ganze Welt stellt ebenfalls einen Rekord dar. Die Anhebung ist einem Mehrverbrauch vor allem an Futter in der EU und in Russland geschuldet.

China einer der größten Importeure und Lagerhalter am Weltmarkt - Knappe Lager bei Exporteuren

China bleibe auch im nächsten Wirtschaftsjahr mit dem Aufkauf von 26 Mio. t Mais, 10 Mio. t Weizen und 103 Mio. t Sojabohnen einer der bestimmenden Nachfragefaktoren und größten Importeure am Weltmarkt.
 
Den Löwenanteil der weltweiten Lagerbestände hält ebenso nach wie vor China, womit sich auch die globalen Verhältnisse von Endlager zu Verbrauch (Ratio Stock to Use) relativieren. An Weizen wird China demnach 48,1% der weltweiten Reserven in der Folgesaison 2021/22 bunkern und an Mais 68,5%. Zum Vergleich: 17,8% der Maislager werden den sechs großen Exporteuren (USA, Brasilien, Argentinien, Ukraine, Russland und Südafrika) überbleiben mit 11,9% ihres Binnenverbrauchs und 8,4% gemessen an ihrem Gesamtverbrauch inklusive Export. An den weltweit verbleibenden Weizenreserven 2021/22 werden die sieben großen Exporteure (Russland, EU, USA, Ukraine, Argentinien, Australien und Kanada) 20,7% halten, was 28,6% ihres eigenen Verbrauchs beziehungsweise 15,8% einschließlich ihres Exports bedeutet.

USDA schätzt Weizen- und Maislager höher als IGC - sieht anders als IGC Bestandsaufbau bei Mais

Signifikant unterscheidet sich die USDA-Schätzung von der jüngsten des Internationalen Getreiderates IGC von Ende Mai in durch höhere Prognosen für Weizenernte, -angebot, -Verbrauch aber auch Endlager sowie in einer niedrigeren Ernte- und Verbrauchserwartung als der IGC beim Mais, jedoch mit einem größeren Angebot und letztlich einer um rund 25 Mio. t höheren Endlagerprognose. Damit sieht das USDA 2021/22 den Bestandsaufbau beim Mais, wohingegen der IGC einen neuerlich Lagerabbau prognostiziert.

EU muss trotz größerer Maisernte 2021/22 mehr importieren als in laufender Saison

Der WASDE sieht auf die EU im kommenden Herbst 2021 zwar eine mit 66,70 Mio. t um 2,72 Mio. t größere Maisernte als im Vorjahr zukommen, gleichzeitig werde die Union aber 16 Mio. t, das sind um 4 Mio. t mehr als im laufenden 2020/21, Mais einführen müssen, um das Defizit in der Deckung ihres Verbrauchs von 77,90 Mio. t (+6.60 Mio. t zu 2020/21) abdecken zu können. Aus dem Kreis der wichtigen Herkunftsländer dieser Importe soll die Ukraine heuer mit 37,50 Mio. t um 7,50 Mio. t mehr Mais als im Vorjahr einbringen können.