Jänner-WASDE-Bericht: Soja- und Maislager hinunter- und Weizenlager hinaufgesetzt

Weltweite Weizenreserven 2021/22 dennoch auf niedrigstem Stand seit 2016/17
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA schätzt in seinem ersten Bericht des Jahres 2022 zu den globalen Getreide-Versorgungsbilanzen die Endlager von Mais und vor allem Sojabohnen am Ende der laufenden Saison 2021/22 kleiner als im Dezember-Report und die von Weizen größer - allerdings sinken sie immer noch auf den niedrigsten Stand seit 2016/17.
Das heißt, die weltweite Weizenernte 2021/22 von 778,60 Mio. t verfehlt den Bedarf von 787,47 Mio. t um 8,87 Mio. t. Die Märkte reagierten jedoch vor allem auf den gegenüber dem Vormonat um 2,59 Mio. t geringer angenommenen Lagerabbau auf 279,95 Mio. t und die um 0,81 Mio. t auf nur gut 6% dieses weltweiten Lagerstandes angehobene Prognose der Weizenreserven in den USA. Zudem liegt - offensichtlich aufgrund der attraktiven Preise - die gleichzeitig veröffentlichte Schätzung des Winterweizenbaus der US-Farmer über den Erwartungen. Wegen nach unten revidierter Ernteschätzungen sollen entgegen den letzten Prognosen vom Dezember die Sojabohnenreserven schrumpfen anstatt anwachsen und sich auch die die Maislager nach dem Abbau in den vergangenen Jahren weniger stark erholen.
 

WASDE: USDA-Prognose zu weltweiten Versorgungsbilanzen - Jänner 2022

2019/20 2020/21
vorläufig
2021/22
Prognose
2021/22
zu Vormonat
2021/22
zu 20/21
Weizen
Ernte 762,20 775,85 778,60 +0,71 +2,75
Angebot 1042,91 1071,86 1067,42 -0,11 -4,44
Verbrauch 746,92 783,04 787,47 -1,88 +4,43
Endbestand 295,99 288,82 279,95 +1,77 -8,87
Bestand
zu Vorjahr
+15,28 -7,17 -8,87 -2,59 +1,70
Ratio stock/use 39,63% 36,88% 35,55% +0,31% -1,33%
Mais
Ernte 1119,71 1122,83 1206,96 -1,77 +84,13
Angebot 1442,08 1429,10 1499,19 -2,23 +70,09
Verbrauch 1135,81 1136,87 1196,12 +0,24 +59,25
Endbestand 306,27 292,23 303,07 -2,47 +10,84
Bestand
zu Vorjahr
-16,10 -14,04 +10,48 -2,37 -3,56
Ratio stock/use 26,96% 25,70% 25,34% -0,21% -0,36%
Getreide gesamt
Ernte 2678,26 2717,01 2788,52 -1,81 +71,51
Angebot 3487,48 3531,39 3585,81 -3,28 +54,42
Verbrauch 2673,10 2734,11 2791,73 -1,75 +57,62
Endbestand 814,38 797,29 794,08 -1,53 -3,21
Bestand
zu Vorjahr
+5,16 -17,09 -3,21 +0,06 -13,88
Ratio stock/use 30,47% 29,16% 28,44% -0,04% -0,72%
Sojabohnen
Ernte 339,88 366,23 372,56 -9,22 +6,33
Angebot 453,97 461,83 472,44 -9,15 +10,61
Verbrauch 358,36 362,83 374,93 -2,10 +12,10
Endbestand 95,60 99,88 95,20 -6,80 -4,68
Bestand
zu Vorjahr
-18,49 +4,28 -4,68 +2,49 +0,40
Quelle: WASDE-Bericht des USDA, 12. Jänner 2022, eigene Berechnungen, Angaben in Mio. t. Anmerkungen: Getreide enthält Weizen, alle Futtergetreide inklusive Mais und Reis. Die Daten von Sojabohnen basieren auf den lokalen Wirtschaftsjahren mit Ausnahme von Argentinien und Brasilien, deren Wirtschaftsjahre auf den Zeitraum Oktober bis September abgestellt werden. Daher können die Daten des globalen Angebots und Verbrauchs sowie von Export und Import nicht korrelieren. Nächster WASDE-Bericht: 9. Februar 2022.

Hohe Weizenpreise bremsen Verfütterung - EU wird führender Exporteur

Die Revision der globalen Weizenbilanz geht von einem gegenüber dem Vormonat zwar annähernd unveränderten Angebot aus der Ernte 2021/22 und Überlagern vom Vorjahr aus, senkt aber die Verbrauchszahlen vor allem in den USA, der EU und Ukraine. Im Vergleich zu Futtergetreide hohe Weizenpreise bremsten weltweit den Einsatz in der Verfütterung. Bei den Erntedaten wiegen höhere Schätzungen für Argentinien (+0,5 Mio. t auf eine Weizenrekordernte von 20,5 Mio. t) und für die EU verringerte für Brasilien und Paraguay auf. Ein höheres Exporttempo zum Ende von 2020/21 habe zudem die Anfangsbestände Russlands im laufenden Wirtschaftsjahr gegenüber der letzten Prognose beschnitten. Russlands Weizenexport soll wegen Verhängung einer Exportquote von 8,0 Mio. t für den Zeitraum Mitte Februar bis Ende Juni 2022 um noch 1 Mio. t geringer ausfallen als zuletzt geglaubt. Mit 35,0 Mio. t Weizenausfuhren fällt die bisherige Nummer eins der Exporteure auf der Welt nun hinter die EU zurück. Deren Prognose für den Weizenexport setzte das USDA um 0,5 Mio. t auf 37,5 Mio. t hinauf.

China hortet Weizen - Versorgung im Rest der Welt viel enger

Die weltweiten Weizenreserven sollen am Ende des Wirtschaftsjahres 2021/22 (30. Juni 2022) zwar noch für von den Märkten als komfortabel interpretierte 35,55 % des Verbrauchs (Ratio stock to use) - das entspricht einer Versorgung für 130 Tage - reichen. Jedoch liegt mehr als die Hälfte davon - 50,43% - abgeschottet vom Weltmarkt in China. Damit sitzt das Reich der Mitte auf Weizenreserven für fast ein Jahr - mit 95,06% stock to use für 347 Tage. Viel knapper werden dagegen laut USDA-Prognose die Weizenendlager der sieben großen Exporteure auf der Welt (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Russland, Ukraine und USA), die zusammen 85% des ganzen grenzüberschreitenden Weizenhandels auf der Welt tätigen, ausfallen: nämlich mit 24,33% ihres Eigenverbrauchs und 13,39%, rechnet man in den Verbrauch auch noch die Ausfuhren hinein, für nur 88 beziehungsweise 49 Tage. Noch enger sieht es mit der Weizenversorgung der EU aus: Sie soll am Ende des Wirtschaftsjahres und vor der Ernte 2022 gerade einmal 9,18% gemessen am Eigenverbrauch und 6,81% gerechnet an Verbrauch und Export in ihren Silos haben - Reserven für knapp 34 beziehungsweise 25 Tage.

Mais: Höhere Schätzung der US-Endlager überwiegt auf Märkten niedrigere globale

Für die weltweite Maisbilanz geht der Jänner-WASDE gegenüber Dezember von einer um 1,77 Mio. t kleineren Produktion von 1.206,96 Mio. t und einem um 0,24 Mio. t höheren Verbrauch von 1.196,12 Mio. t aus. Dies erlaubt 2021/22 trotz der ebenso leicht gesenkten Anfangsbestände eine Erholung der globalen Maislager um 10,48 Mio. t auf gut ein Viertel des Jahresverbrauchs. Lageraufbau und Endlagerschätzung fallen allerdings niedriger aus als im Vormonat. Beim Futtergetreide insgesamt auf der Welt soll es in dieser Saison zu einem Lageraufbau kommen, der aber vom USDA auch etwas kleiner als noch vor Monatsfrist angesetzt wird. Beim Mais sitzt China mit gar 69,37% auf einem noch größeren Anteil der globalen Reserven als beim Weizen - es könnte sich damit 261 Tage versorgen - im Unterschied zur ganzen Welt oder zur EU, wo die Vorräte für 93 Tage beziehungsweise knapp 36 Tage reichen würden. Krass knappe Maisreserven von 8,50% von Verbrauch und Export - also ausreichend zur Bedienung beider für gerade einen Monat oder 31 Tage lang - bleiben den sechs wichtigsten Exporteuren auf der Welt, Argentinien, Brasilien, Russland, Südafrika, Ukraine und USA. Dieses Sextett kommt für knapp 99% aller auf der Welt getätigten Maiseinfuhren auf.
 
Trockenheit schmälerte die Schätzungen für die Maisernten Brasiliens, Argentiniens und Paraguays. Auch die Ernteprognose für die EU fällt schwächer aus. Jedoch sinkt auch die Verbrauchsschätzung, sodass die Union 2021/22 unverändert zum Vorbericht mit einem Importbedarf von 15,00 Mio. t auskommen soll, um ihr Defizit zwischen 69,96 Mio. t Maisernte und 79,90 Mio. t Verbrauch ausgleichen zu können. Die internationalen Märkte registrierten jedoch vor allem, dass das USDA gegenüber Dezember die Schätzung für die Maisernte des bei Weitem größten, für knapp ein Drittel der weltweiten Maiserzeugung aufkommenden Produzenten, USA, um 1,35 Mio. t auf 383,94 Mio. t und die für die US-Endlager um 1,17 Mio. t auf 39,11 Mio. t anhob.

Sojaernte kleiner geschätzt - Lager schrumpft anstatt bisheriger Annahme zu wachsen

Das USDA schätzt im Unterschied zum Dezember die globale Sojabohnenernte 2021/22 nunmehr mit 372,56 Mio. t um 9,22 Mio. t kleiner. Vor allem Brasilien und Paraguay, zwei der neben den USA und Argentinien vier dominierenden Exporteure am Weltmarkt, sollen weniger Bohnen einfahren. Damit wird der globale Verbrauch von 374,93 Mio. t nicht mehr gedeckt und es kommt anstatt des noch vor Monatsfrist angenommenen Bestandszuwachses zu einem Lagerabbau bei den Sojabohnen um 4,68 Mio. t.
 
Wie bei den Bohnen dreht sich auch die USDA-Prognose für die gesamten Ölsaaten auf der Welt binnen Monatsfrist vom Aufbau der Endbestände zum Abbau. Auch hier sind nach unten revidierte Ernteprognosen dafür verantwortlich. Zu den schlechteren Aussichten für die Sojabohnen kommt hierbei eine verringerte Prognose der Palmölerzeugung Malaysias hinzu.

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