IGC-GMR Juli: Globale Getreideernten 2022/23 sinken erstmals seit fünf Jahren
Reserven dennoch auf tiefsten Stand seit acht Jahren - Preise auf Niveau vor Ukraine-Krieg
Der IGC senkte in dem am Donnerstagabend veröffentlichten Monatsreport GMR zu den weltweiten Getreidebilanzen die Prognose für die globale Getreideernten 2022/23 zum Vormonat um 3 Mio. t auf 2,252 Mrd. t. Das sind um 40 Mio. t oder 1,7% weniger als im Vorjahr und der erste Produktionsrückgang seit fünf Jahren. Die Senkung zum Vorbericht betreffe Weizen mit 11 Mio. t weniger im Jahresabstand, Mais mit 31 Mio. t kleinerer Ernte und Gerste vor allem als Folge der Dürre in der EU. Die gesamten Lagerbestände der Welt schmelzen dennoch auf ein Achtjahres-Tief. Der IGC-Getreidepreis-Index ist seit Juni auf das Niveau vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs zurückgefallen.
Das knappe Angebot und gestiegene Preise lassen den IGC auch die Verbrauchsprognose zum Juni-Report um 3 Mio. t senken und zum Vorjahr einen kleinen Konsumrückgang von 0,5% in Höhe von 2,277 Mrd. t erwarten. Dabei schränkt die Welt den Getreideeinsatz den mit 1,022 Mrd. t größten Nachfrageposten Verfütterung um 1,7% ein, während für menschliche Ernährung mit 755 Mio. t um 0,7% und industrielle Verwertung mit 369 Mio. t um 0,3% mehr als 2021/22 aufgehen sollen. Damit schrumpfen nach einem leichten Aufbau im Vorjahr heuer die Endlager um 4,0% auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren auf 583 Mio. t. Das sind mit 25,60% des Jahresbedarfs und Reserven für gut ein Vierteljahr.
IGC-Weltgetreidebilanzen Juli 2022
2020/21 |
2021/22 vorläufig |
2022/23 Prognose |
2022/23 zu Vormonat |
2022/23 zu 21/22 |
|
Weizen | |||||
Ernte | 774 | 781 | 770 | +1 | -11 |
Angebot | 1050 | 1060 | 1052 | +1 | -8 |
Verbrauch | 771 | 778 | 780 | +1 | +2 |
Endbestand | 279 | 282 | 272 | -1 | -10 |
Bestand zu Vorjahr |
+3 | +3 | -10 | +1 | +7 |
Ratio stock/use | 36,19% |
36,25% |
34,87% |
-0,17% | -1,38% |
Mais | |||||
Ernte | 1136 | 1220 | 1189 | -1 | -31 |
Angebot | 1434 | 1499 | 1474 | -1 | -25 |
Verbrauch | 1155 | 1214 | 1204 | -2 | -10 |
Endbestand | 279 | 285 | 271 | +/-0 | -14 |
Bestand zu Vorjahr |
-19 | +6 | -13 | -1 | +7 |
Ratio stock/use | 24,16% |
23,48% |
22,51% |
+/-0,00% | -0,97% |
Getreide gesamt | |||||
Ernte | 2225 | 2292 | 2252 | -3 | -40 |
Angebot | 2842 | 2896 | 2859 | -3 | -37 |
Verbrauch | 2238 | 2288 | 2277 | -3 | -11 |
Endbestand | 604 | 607 | 583 | +/-0 | -24 |
Bestand zu Vorjahr |
-13 | +4 | -24 | -1 | +20 |
Ratio stock/use | 26,99% |
26,53% |
25,60% |
+0,03% | -0,93% |
Sojabohnen | |||||
Ernte | 369 | 351 | 386 | -4 | +35 |
Angebot | 423 | 406 | 429 | -4 | +23 |
Verbrauch | 368 | 362 | 376 | +/-0 | +14 |
Endbestand | 55 | 43 | 54 | -2 | +11 |
Bestand zu Vorjahr |
+/-0 | -11 | +10 | -3 | -1 |
Ratio stock/use | 14,95% |
11,88% |
14,36% |
-0,53% | +2,48% |
Weltreserven abseits des Marktes in China gehortet - Lager bei Exporteuren knapp
Jedoch hortet von den globalen Reserven China mit 175,0 Mio. t Mais den Löwenanteil von fast zwei Dritteln (64,6%) und beim Weizen knapp die Hälfte (135,5 Mio. t, 49,8%). China behält seine nahezu für ein Jahr ausreichenden Weizenreserven (96,1% des Jahresverbrauchs) sowie gut einen halben Jahresbedarf (57,4%) deckenden Maislager der Versorgung des Weltmarkts vor. Viel knapper stellen sich die Reserven bei den für die Welternährung essenziellen Exporteuren dar - etwa bei jenen von Weizen (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) mit 60,2 Mio. t oder nicht einmal einem Sechstel (15,2%) ihres Eigenverbrauchs und Exports oder gar beim mit 39,4 Mio. t größten Weizenexporteur, der EU. Die Weizenendlager der Union schmelzen demnach nämlich 2022/23 um 4,8 Mio. t auf lediglich 11,7 Mio. t zusammen - damit könnte sie die Versorgung der eigenen Bevölkerung und des Weltmarktes gerade einmal ein Monat lang sichern (Endlageranteil am Verbrauch: 8,2%).
Produktionseinbrüche in der EU und vor allem in der Ukraine
Die vom Rat prognostizierten Produktionseinbrüche betreffen neben der EU vor allem die ebenso für die Weltversorgung wichtige Exportnation Ukraine. Demnach brechen deren Weizenernte 2022 um 41,2% auf 19,4 Mio. t und ihre Ausfuhren davon um 47,1% auf 10,0 Mio. t sowie die Produktion von Mais um 40,4% auf 25,1 Mio. t und dessen Export um 48,9% auf 12,0 Mio. t ein. Die Ukraine war bisher auch für die EU als Nettoimporteur von Mais eine wichtige Versorgungsquelle. Nachdem die Dürre die Mais-Ernteprognose für die Union seit dem Vormonat um 1,7 Mio. t auf 68,3 Mio. t schrumpfen lässt, wird sie zur Deckung ihres Bedarfs von 79,9 Mio. t nun auch um 1 Mio. t mehr Mais (14,1 Mio. t) als zuletzt angenommen am Weltmarkt zukaufen müssen.
Sojabohnenernte erholt sich deutlich - Lageraufbau aber geringer als zuletzt angenommen
Dem markanten Produktionseinbruch infolge der Dürre in Südamerika aus dem Vorjahr (minus 18 Mio. t bzw. 4,9%) bei den Sojabohnen folgt laut GMR 2022/23 eine noch deutlichere Erholung der Erntemenge - auch in Südamerika - um 35 Mio. t (10,0%) auf den Rekord von 386 Mio. t. Da der Verbrauch aber nur um 14 Mio. t auf 376 Mio. t Sojabohnen zulegt, bauen sich die Lager um 11 Mio. t auf. Dies ist aber ein um 3 Mio. t kleinerer Bestandsaufbau als in der Juni-Prognose.
IGC-Getreidepreis-Index auf Niveau vor Ukraine-Krieg zurückgefallen
Binnen Monatsfrist sank der vom IGC erhobene Gesamtindex von Getreide- und Ölsaatenpreisen (GOI) neuerlich, und zwar um 10,1% auf ein mehr als Fünfmonate-Tief, wie es seit der Eskalation des Konflikts am Schwarzen Meer nicht mehr gesehen wurde. Zum Vergleichszeitraum im Vorjahr bleiben aber immer noch 9,6% Preissteigerung. Am stärksten verloren seit Juni die Maispreise mit einem Minus von 13,3% (+3,9% zum Vorjahr) gefolgt vom Weizen mit minus 11,9 %. Weizen ist aber im Jahresvergleich noch um fast ein Viertel (+23,2%) teurer. Der Gersten-Subindex verlor zum Juni 11,2% und ist im Jahresabstand um 38,6% höher. Sojabohnen gaben um 9,1% nach (+5,0% zum Vorjahr).
Die Londoner Experten führen die sinkenden Weizenpreise trotz volatilen Handels auf Erntedruck auf der Nordhalbkugel, Einflüsse externer Märkte und auf Spekulationen über die Öffnung von Schwarzmeer-Exportkorridoren zurück. Auf die Maispreise drückten Erntedruck aus Südamerika und weitverbreitete Skepsis in der Allgemeinwirtschaft. Gleichfalls Rezessionsängste sowie Verluste auf den Energiemärkten und abgeschwächtes Kaufinteresse am Weltmarkt setzen den Sojabohnen zu.
Die Londoner Experten führen die sinkenden Weizenpreise trotz volatilen Handels auf Erntedruck auf der Nordhalbkugel, Einflüsse externer Märkte und auf Spekulationen über die Öffnung von Schwarzmeer-Exportkorridoren zurück. Auf die Maispreise drückten Erntedruck aus Südamerika und weitverbreitete Skepsis in der Allgemeinwirtschaft. Gleichfalls Rezessionsängste sowie Verluste auf den Energiemärkten und abgeschwächtes Kaufinteresse am Weltmarkt setzen den Sojabohnen zu.
Über den Grain Market Report - GMR des IGC
Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 18. August 2022 geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 18. August 2022 geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.