Juli-MARS-Bulletin kürzt vor allem bei den Sommerungen die Erträge in der EU neuerlich

Nässe im Westen sowie Hitze und Dürre im Osten - weniger Mais und Sonnenblumen
Die Juli-Ausgabe des MARS (Monitoring Agricultural Ressources)-Bulletins des Wissenschaftlichen Diensts der Europäischen Kommission (JRC Joint Research Center) revidiert die Prognose der Flächenerträge aus der Ernte 2024 in der EU weiter nach unten - es trifft ganz besonders Sonnenblumen, Mais und Ackerbohnen aber auch den Raps.
Ursachen sind anhaltend zu viel Nässe im Westen sowie Hitze und Trockenheit im Osten. Insgesamt kämen demnach die Erträge von Getreide insgesamt und von Weichweizen im Speziellen am Fünfjahres-Schnitt zu liegen. Für Österreich hingegen spricht das Bulletin von leicht unterdurchschnittlichen Aussichten für die Winterungen aber von guten für Sommerungen.
 
Die Agrarmeteorologen der EU machen in weiten Teilen des südlichen Zentral - und südöstlichen Europas - konkret in Ostungarn, dem östlichen Rumänien, in Bulgarien und Griechenland - seit Juni ausgenommen heißes Wetter wiederholt mit Tagestemperaturen über 35°C sowie ein anhaltendes Regendefizit aus. Während die Winterungen davor noch rechtzeitig über die Runden gekommen seien, träfen diese extremen Bedingungen vor allem die im Blütestadium befindlichen Sommerungen wie Mais oder Sonnenblumen. So senkt MARS gegenüber Juni die Hektarerträge von Körnermais in Bulgarien um 15%, in Ungarn um 14% und in Rumänien um 13%, wobei Ungarns und Bulgariens Maiserträge um je 2% und die Rumäniens sogar um 17% unter den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre abfallen sollen. Die Sonnenblumenprognose fällt für Bulgarien um 8% und für Rumänien um 6% schwächer als vor Monatsfrist aus, wobei Bulgarien die Fünfjahres-Linie um 3% und Rumänien um 12% verfehlen soll. Österreich traut das MARS-Bulletin gegenüber dem Vormonat und den fünf Jahren um 1% höhere Körnermaiserträge (+8% zum Vorjahr) und gleich hohe wie im Juni von Sonnenblumen von 2% über Fünfjahres- und 1% über Vorjahreswert zu.

Hitze und Dürre schmälern auch Ertragspotenzial am Schwarzen Meer

In der Schwarzmeer-Region setzten Hitze und Trockenheit im Süden der Ukraine ebenfalls signifikant den Mais- und Sonnenblumenerträgen zu. Im europäischen Teil Russlands fielen die Erwartungen in das Mengenpotenzial von Winterweizen schwach aus, ebenso hätten sich die Hoffnungen in Mais eingetrübt. Hitze habe gleichfalls die Erträge von Winterkulturen in der Türkei nach unten gedrückt.

Vor den Sonnenblumen beeinträchtige Extremwetter auch schon die Rapserträge

Im Vorfeld der abgeschwächten Sonnenblumen-Erwartungen revidiert MARS auch schon die Ergebnisse der sommerlichen Rapsernte in der EU nach unten. Demnach kürzt das Bulletin die Hektarerträge gegenüber Juni um 2%, was ebenso auf ein Minus von jeweils 2% im Vergleich zum Vorjahr und zu den vergangenen fünf Jahren hinausläuft. Wie im Schnitt der EU werden auch Österreichs Rapserträge um 2% gekürzt, blieben aber nur um 1% unter denen 2023 und sogar um 3% über dem fünfjährigen Durchschnitt. Wie beim Weizen muss der größte Produzent in der EU, Frankreich, gegenüber Juni auch beim Raps Abstriche beim Ertrag hinnehmen. Minus 5% bedeuten 7% weniger als 2023 und 10% unter dem Wert der fünf Jahre. Wie bei den Sommerkulturen wie Sonnenblumen und Mais betreffen die gesenkten Ertragsschätzungen bei Raps auch wie Produzenten im östlichen Mitteleuropa: Bulgarien mit 4% zum Juni und jeweils minus 3% zum ein- und fünfjährigen den Vergleichszeitraum, Ungarn mit Minus 9% beziehungsweise 17% und 6% weniger sowie Rumänien mit einer Rücknahme um 2% auf 4% weniger als 2023 und 2% unter dem Schnitt der letzten fünf Jahre.

Weichweizen EU-weit im Durchschnitt - Frankreich und Italien lassen aus - Osten gut

Neuerlich Abstriche von 2% gegenüber Juni nehmen die JRC-Experten an Frankreichs Weichweizenerträgen vor, die nunmehr 7% unter denen im Schnitt der letzten fünf Jahre und um 8% unter dem Vorjahr ausfallen sollen. Italien solle demnach unverändert 7% weniger Weizen am Hektar als 2023 und um 12% weniger als der Fünfjahres-Durchschnitt eingefahren haben. Österreich Weichweizenerträge wurden zum Juni um 8% auf 3% weniger als im Vorjahr und um 2% besser als die vergangenen fünf Jahre hinaufrevidiert. Im Monatsabstand verbessert haben sich auch die Weichweizenprognosen weiter östlich auf überdurchschnittliche Erträge etwa in Umgarn oder Rumänien. Insgesamt lägen die Weichweizenerträge bei nahezu unveränderter Erwartung in der EU auf Fünfjahre-Niveau und 15 über dem des Vorjahres.

Sommergerste, Roggen und Durum in EU gut und in Österreich schwächer

Mit einer leichten Verschlechterung um 1% zum Juni sieht der Report die Gerstenerträge der Union um 10% höher als im Vorjahr und um 3% über dem Mittel der letzten fünf Jahre. In Österreich haben sie sich um 4% auf jeweils 1% über den beiden Vergleichszeiträumen verschlechtert. Dabei habe sich die Aussicht EU-weit für Sommergerste auf deutlich über Vorjahres- und Fünfjahresniveau aufgehellt und jene von Wintergerste auf unterdurchschnittliche Erträge verfinstert. Österreichs Sommergersten-Prognose bleibt unverändert bei 1% unterdurchschnittlichen und um 6% niedrigeren Erträgen als 2023. Die von Wintergerste wird im Monatsabstand um 6% auf 2% mehr als im Vorjahr und am Fünfjahres-Schnitt liegend zurückgeschraubt.
 
Die Roggenmengen pro Hektar fallen EU-weit und hierzulande im Jahresabstand und gegenüber dem fünfjährigen Mittel größer aus, die von Durum im Schnitt der Union ebenfalls größer, in Österreich aber unterdurchschnittlich und mit 15% weniger als im Vorjahr deutlich kleiner.

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