Der Kampf um Anteile am Weltmarkt für Weizen setzt sich weiter fort

Stillstand in Österreich - Auffallende Notierung von Qualitätsweizen aus EU für Burgenland

Wien, 29. September 2023 (aiz.info). - Obwohl das Wetterphänomen El Nino mit Trockenheit bei den Exporteuren auf der Südhalbkugel wie Australien und Argentinien die globalen Versorgungsbilanzen schon ins Negative gedreht hat, setzt sich insbesondere am Weizen-Weltmarkt der Kampf um Marktanteile über den Preis weiter fort. Exporteure aus östlichen Unionsländern konnten diese Woche bei einer Weizenausschreibung Ägyptens punkten und russische Konkurrenz ausstechen. Der Ukraine gelang es neuerlich, einige Hochseeschiffe aus seinen Häfen für Exporte über die blockierte Schwarzmeer-Route abzufertigen. Gleichzeitig bombardiert Russland aber die ukrainische Getreideexportinfrastruktur an der Donaumündung, ohne aber die dortige Verladetätigkeit auf Hochseeschiffe nachhaltig unterbinden zu können. Anhaltender Stillstand wird vom Weizen- und Trockenmais-Markt aus Österreich berichtet, wobei diese Woche an der Wiener Produktenbörse eine im Vergleich zu inländischer Ware ungewöhnlich niedrige Notierung für Lieferungen von Qualitätsweizen aus dem EU-Raum in das Burgenland aufhorchen ließ.
 
Laut Angaben der EU-Kommission führte die Union in den ersten 13 Wochen des Wirtschaftsjahres 2023/24 bis 24. September 6,88 Mio. t Weichweizen auf den Weltmarkt aus. Das sind nach wie vor um 27% weniger als im Vorjahreszeitraum, aber mit 245.379 t mehr als in der Berichtswoche zuvor, wo es 190.591 t gewesen sind. Auch die USA verzeichneten in deren jüngster Berichtswoche bis 21. September mit Nettoverkäufen von 544.500 t eine Steigerung ihres Weizenexports zur Woche davor um 77% und um 51% über dem Schnitt der vorigen vier Wochen. Obwohl Russland weiterhin die Preise drückt und seinen Weizen laut Händlerkreisen um 260 USD/t (246,70 Euro) sogar unter dem kolportierten, aber offiziell nicht bestätigten "freiwilligen" Mindestpreislimit von 270 USD/t (256,19 Euro) angeboten habe, hätten Bulgarien und Rumänien diese Woche mit 170.000 t bei einem Ägyptentender das Rennen machen können.
 
An der Euronext in Paris legten die Schlusskurse aller drei Agrarderivate von vergangenem Freitag bis Donnerstag dieser Woche leicht zu. Mahlweizen zur Lieferung im Dezember befestigte sich von 235,75 Euro auf 239,50 Euro/t, der November-Maiskontrakt von 209,25 Euro auf 210,25 Euro/t und jener von Raps von 441,25 Euro auf 445,00 Euro/t.
 
Stillstand in Österreich - Auffallende Notierung von Qualitätsweizen aus EU für Burgenland
 
Das Abwarten am österreichischen Brotgetreide- aber auch Trockenmais-Markt hält an. Es herrsche nahezu absoluter Stillstand, heißt es aus den jeweiligen Branchen. So ist die Rohstoffdeckung der inländischen Mühlen für vordere Termine abgeschlossen und besteht für spätere Termine auch kein Interesse mehr. Dass zu diesem Zeitpunkt des Saisonverlaufs, die späteren Termine auf kein Interesse stoßen, sei zwar für den Markt hierzulande typisch, aber auch der Ausdruck dessen, dass die Verarbeiter mit sinkenden Preisen rechneten. 
 
Die Wiener Produktenbörse notierte diese Woche nur mehr inländischen Qualitätsweizen. Dieser hielt sich auf unverändertem Niveau bei 275 Euro/t ab Station in Ostösterreich. Dabei fiel besonders auf, dass gleichzeitig Lieferungen von Qualitätsweizen aus dem EU-Raum in das Burgenland frei dortiger Empfangsstation (CPT) um 35 Euro/t - also nicht nur mit einer ungewöhnlichen Differenz beim Warenwert, sondern auch noch zusätzlich bei den Transportkosten - notiert wurden. Branchenbeteiligte fragten sich daraufhin, was oder etwa welche Qualitätsunterschiede diese Preisdifferenzen begründeten. 
 
Der Stillstand hält auch im Handel mit inländischem Trockenmais an, währen die Verarbeiter wegen der gedrosselten Werkskapazitäten in einer vergleichsweisen langen Kampagne aber lediglich nur zuvor kontrahierte Nassmaislieferungen übernähmen. Trockenmaisbedarf hingegen sei in den vergangenen Wochen nur mit Lieferungen aus dem EU-Ausland bedient worden.
 
Laut Beobachtern drohe damit dem Maismarkt hierzulande das Gleiche wie bei den Ölsaaten, nämlich dass die Verarbeiter ihren Bedarf von ausländischen Anbietern - bei Ölsaaten aus der Ukraine - gedeckt hätten, ehe im Inland Abgabebereitschaft erwache. So sollen ukrainische Anbieter nun auch mit Sojabohnen aggressiv auf Märkten in der EU - auch hierzulande - auftreten. Quotierungen regionaler Verarbeiter gab es weiterhin bei Raps nur ab Mai 2024 mit der Ausnahme der Ölmühle Bruck mit einer Quotierung für Oktober 2023 und bei Sonnenblumenkernen ab dem Termin November und Dezember 2023. (Schluss) pos
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