Die Märkte warten auf die Gegenbewegung zum Einbruch der Getreidepreise
Preise deutlich unter Vorkriegsniveau gefallen - Nachfrageschock in Österreich
Wien, 24. März 2023 (aiz.info). - Ungerührt von der in letzter Minute und nur für 60 Tage erreichten Verlängerung des Getreide-Deals für die Schwarzmeer-Exportkorridore setzten die Preise von Weizen, Mais und Ölsaaten diese Woche ihre beständige Talfahrt fort. Mittlerweile haben die Kurse - auch die an der Wiener Produktenbörse notierten Kassamarktpreise von Brotgetreide - das Vorkriegsniveau wieder deutlich unterschritten - auch wenn sich Markteilnehmer fragen, ob der Einbruch der Preise nicht schon übertrieben und aus der kommenden neuen Ernte tatsächlich eine ausreichende globale Versorgung sichergestellt sei, und wenn vielerorts und auch hierzulande Trockenheit immer tiefere Sorgenfalten in so manche Stirne gräbt. Der österreichische Kassamarkt wurde vom Absturz der Preise in einen Nachfrageschock versetzt - niemand kauft mehr Rohstoff als nur das Allernotwendigste. Und wer Rohstoff teuer eingekauft und nicht rechtzeitig, als die Preise noch weiter und weiter gestiegen sind, verkauft hat, erleidet schmerzhafte Verluste.
An den Terminbörsen setzt indes das Warten ein, wann das den Verhaltensmustern der Futuresmärkte innewohnende Einsetzen von Gegenbewegungen zu Kurstrends beginnt, um aus Richtungsänderungen Gewinne zu schlagen. Auch ist die Zukunft der Schwarzmeerexporte nur für kurze Zeit gesichert und deren weitere Aussicht ungewiss, wenn weitere fundamentale Faktoren hinzukommen wie Anzeichen für ein neuerliches Trockenjahr oder erste Prognosen für einen Rückgang der weltweiten Weizenproduktion und Endlager 2023/24. Am Freitagmittag erfasste diese Gegenbewegung - zumindest kurzfristig - nach Weizen an der globalen Leitbörse CBoT in Chicago auch an der Pariser Euronext Weizen, Mais und Raps. Insbesondere Raps erholte sich am Freitagmittag um zweistellige Eurobeträge. Unter Druck gerieten in Chicago hingegen wegen in Folge der jüngsten Bankenkrisen sinkender Rohölpreise, schwacher Pflanzenölkurse und schwacher Exportnachfrage in den USA die Sojabohnen. Trotz weiterer umfangreicher Maiskäufe der Chinesen in den USA blieb auch Mais noch gebremst.
Preise wieder deutlich unter Vorkriegsniveau gefallen
Die Preise von Weizen und Raps sind aber mittlerweile wieder deutlich unter das Vorkriegsniveau gefallen. So schloss an der Euronext in Paris der Mai-Weizenkontrakt am Donnerstag dieser Woche bei 245,00 Euro/t, während der Fronttermin 2022 mit einem Schlusskurs von 274,00 Euro/t in das Jahr des Ausbruchs des Ukraine-Kriegs gestartet war. In der Woche seit vorigem Freitag verlor der Mai-Weizen 20,50 Euro, seit Monatsbeginn 27,50 Euro und seit Jahresbeginn 61,25 Euro/t. Dazu trägt auch der Verkaufsdruck auf russische Lagerhalter bei. Deren Exportpreise sinken weiter, es sollen nach einer Rekordernte mit noch immer mehr als 17 Mio.t um 70% mehr Weizen in russischen Silos liegen als vor einem Jahr. 2023 sollen aber um fast 20 Mio. t weniger Weizen eingefahren werden als im Vorjahr.
Der vorderste Liefertermin von Raps begann 2022 bei 771,25 Euro/t und verfiel aktuell bis Donnerstag mit 436,25 Euro/t um satte 335 Euro/t oder 43%. In der Woche seit vorigem Freitag verlor der Pariser Rapsfuture 31 Euro, im Laufe des März 92,25 Euro und dieses Jahres 151,25 Euro/t. Verhältnismäßig am besten im längerfristigen Vergleich hielt sich noch Mais mit einem aktuellen Schlusskurs für den Juni-Termin am Donnerstag von 242,45 Euro/t, einem Wochenverlust von 18,75 Euro, einem solchen seit Monatsbeginn von 28,75 Euro und von 53,25 Euro seit Jahresanfang, aber immer noch mit einem Plus von 16,75 Euro/t zum Jahresbeginn 2022.
Kriegsangst und enge EU-Versorgung trieben Maispreise nach Meinung der Märkte zu hoch
Heimische Marktteilnehmer erklären die Entwicklung beim Mais seit 2022 so: Zuerst habe Kriegsangst die Preise in die Höhe gejagt und dann eine Unterversorgung in der EU. So musste die Union wegen der schlechten Ernte im Herbst 2022 (IGC: 52,1 Mio. t nach 71,2 Mio. t 2021) laut Europäischer Kommission in den 38 Wochen des laufenden Wirtschaftsjahrs bis 21. März 19,73 Mio. t Mais importieren - im Jahr zuvor waren es 11,90 Mio. t. 10,16 Mio. t davon kamen aus der Ukraine, gefolgt von Brasilien als Lieferant von 7,92 Mio. t Mais. Und als sich herausgestellt habe, dass eben die Ukraine trotz des Kriegs die Versorgung der EU sicherstellen könne, habe sich auf den europäischen Märkten die Erkenntnis durchgesetzt, dass Mais zu teuer geworden sei - die Preise sanken. Und wer als Lagerhalter in der EU auf teuer eingekauften Mais in der Erwartung noch weiter steigender Preise zurückgehalten hat, der hat sich verspekuliert.
Fall der Terminmärkte und Angebot aus dem Osten lähmen heimischen Kassamarkt
Der freie Fall der Terminmärkte auf mittlerweile Vorkriegsniveau und anhaltender Angebotsdruck aus dem Osten lähmt den österreichischen Kassamarkt. Käufer beschränken sich auf gerade notwendige kurzfristige Bedarfsdeckung. Mit Andauern der Flaute über die sonst saisontypischen Wintermonate hinaus wachsen die Nervosität und der Druck, die Silos rechtzeitig bis zur neuen Ernte leer zu bekommen.
Preisrisiko durch hohe Prämien zu Euronext nicht durch Hedging absicherbar
Wenn sich auch Markteilnehmer die Fragen stellen, ob die Abwärtsbewegung der Preise nicht doch schon übertrieben sei, lassen sich die in der laufenden Saison bislang ungewöhnlich hohen Prämien für österreichische Getreide gegenüber den zuletzt gesunkenen Euronextkursen nicht mehr börslich absichern. Es ging und geht hierbei um Kursdifferenzen zwischen Euronext und physischer Ware hierzulande von 80 Euro/t und mehr, die sich als offenes Preisrisiko durch Hedging nicht absichern lassen.
So machten auch die Brotweizenkurse an der Wiener Produktenbörse am Mittwoch dieser Woche wieder einen gehörigen Ruck nach unten. Dass auch die Ölsaatenkurse mittlerweile unter das als angemessen angesehene Verhältnis von zwei zu eins zu denen von Weizen gefallen sind, löste ebenso einen Nachfrageschock aus.
Ukraine soll Sojabohnen-Anbau 2023 um 15% ausdehnen
Die bereits von Marktteilnehmern erwartete deutliche Ausdehnung des Anbaus von Ölsaaten in der Ukraine auf Kosten von schwerer transportierbarem und nicht gewinnbringendem Mais wird in der jüngsten noch vorläufigen Prognose von Donau Soja bestätigt. Das Land bestätigt sich damit als wichtiger Lieferant GVO-freier Soja für die EU. Demnach dürften die ukrainischen Landwirte die Sojafläche zur Ernte 2023 um 15% aus 1,7 Mio. ha ausdehnen. Schon vor der Verlängerung des Exportkorridors gelangten große Mengen Soja aus dem Schwarzmeerland in die EU. Dies drückte auch hierzulande die Aufpreise für GVO-freie Ware gegenüber deklarationspflichtiger Soja. In der EU prognostiziert die Organisation eine halbwegs stabile Sojafläche von bis zu 1,1 Mio. ha und in ganz Europa eine um 3 bis 5% größere von bis zu 5 Mio. ha. Dies könnte eine europäische Rekordernte von 11 Mio. t ermöglichen.
Trockenheit bereitet Sorgen - Regen zu Vermeidung von Schaden dringend ersehnt
Tiefer werdende Sorgenfalten verursacht die Trockenheit auch hierzulande - und nicht nur in Frankreich, wo zuletzt zwar etwas Entspannung eintrat, Norditalien, auf der iberischen Halbinsel und in Nordafrika. Noch hätten die heimischen Bestände keinen Schaden genommen, aber es fehlten die Wasserreserven in den Böden, und die dringend ersehnten Niederschläge dürften nicht mehr lange ausbleiben. (Schluss) pos
An den Terminbörsen setzt indes das Warten ein, wann das den Verhaltensmustern der Futuresmärkte innewohnende Einsetzen von Gegenbewegungen zu Kurstrends beginnt, um aus Richtungsänderungen Gewinne zu schlagen. Auch ist die Zukunft der Schwarzmeerexporte nur für kurze Zeit gesichert und deren weitere Aussicht ungewiss, wenn weitere fundamentale Faktoren hinzukommen wie Anzeichen für ein neuerliches Trockenjahr oder erste Prognosen für einen Rückgang der weltweiten Weizenproduktion und Endlager 2023/24. Am Freitagmittag erfasste diese Gegenbewegung - zumindest kurzfristig - nach Weizen an der globalen Leitbörse CBoT in Chicago auch an der Pariser Euronext Weizen, Mais und Raps. Insbesondere Raps erholte sich am Freitagmittag um zweistellige Eurobeträge. Unter Druck gerieten in Chicago hingegen wegen in Folge der jüngsten Bankenkrisen sinkender Rohölpreise, schwacher Pflanzenölkurse und schwacher Exportnachfrage in den USA die Sojabohnen. Trotz weiterer umfangreicher Maiskäufe der Chinesen in den USA blieb auch Mais noch gebremst.
Preise wieder deutlich unter Vorkriegsniveau gefallen
Die Preise von Weizen und Raps sind aber mittlerweile wieder deutlich unter das Vorkriegsniveau gefallen. So schloss an der Euronext in Paris der Mai-Weizenkontrakt am Donnerstag dieser Woche bei 245,00 Euro/t, während der Fronttermin 2022 mit einem Schlusskurs von 274,00 Euro/t in das Jahr des Ausbruchs des Ukraine-Kriegs gestartet war. In der Woche seit vorigem Freitag verlor der Mai-Weizen 20,50 Euro, seit Monatsbeginn 27,50 Euro und seit Jahresbeginn 61,25 Euro/t. Dazu trägt auch der Verkaufsdruck auf russische Lagerhalter bei. Deren Exportpreise sinken weiter, es sollen nach einer Rekordernte mit noch immer mehr als 17 Mio.t um 70% mehr Weizen in russischen Silos liegen als vor einem Jahr. 2023 sollen aber um fast 20 Mio. t weniger Weizen eingefahren werden als im Vorjahr.
Der vorderste Liefertermin von Raps begann 2022 bei 771,25 Euro/t und verfiel aktuell bis Donnerstag mit 436,25 Euro/t um satte 335 Euro/t oder 43%. In der Woche seit vorigem Freitag verlor der Pariser Rapsfuture 31 Euro, im Laufe des März 92,25 Euro und dieses Jahres 151,25 Euro/t. Verhältnismäßig am besten im längerfristigen Vergleich hielt sich noch Mais mit einem aktuellen Schlusskurs für den Juni-Termin am Donnerstag von 242,45 Euro/t, einem Wochenverlust von 18,75 Euro, einem solchen seit Monatsbeginn von 28,75 Euro und von 53,25 Euro seit Jahresanfang, aber immer noch mit einem Plus von 16,75 Euro/t zum Jahresbeginn 2022.
Kriegsangst und enge EU-Versorgung trieben Maispreise nach Meinung der Märkte zu hoch
Heimische Marktteilnehmer erklären die Entwicklung beim Mais seit 2022 so: Zuerst habe Kriegsangst die Preise in die Höhe gejagt und dann eine Unterversorgung in der EU. So musste die Union wegen der schlechten Ernte im Herbst 2022 (IGC: 52,1 Mio. t nach 71,2 Mio. t 2021) laut Europäischer Kommission in den 38 Wochen des laufenden Wirtschaftsjahrs bis 21. März 19,73 Mio. t Mais importieren - im Jahr zuvor waren es 11,90 Mio. t. 10,16 Mio. t davon kamen aus der Ukraine, gefolgt von Brasilien als Lieferant von 7,92 Mio. t Mais. Und als sich herausgestellt habe, dass eben die Ukraine trotz des Kriegs die Versorgung der EU sicherstellen könne, habe sich auf den europäischen Märkten die Erkenntnis durchgesetzt, dass Mais zu teuer geworden sei - die Preise sanken. Und wer als Lagerhalter in der EU auf teuer eingekauften Mais in der Erwartung noch weiter steigender Preise zurückgehalten hat, der hat sich verspekuliert.
Fall der Terminmärkte und Angebot aus dem Osten lähmen heimischen Kassamarkt
Der freie Fall der Terminmärkte auf mittlerweile Vorkriegsniveau und anhaltender Angebotsdruck aus dem Osten lähmt den österreichischen Kassamarkt. Käufer beschränken sich auf gerade notwendige kurzfristige Bedarfsdeckung. Mit Andauern der Flaute über die sonst saisontypischen Wintermonate hinaus wachsen die Nervosität und der Druck, die Silos rechtzeitig bis zur neuen Ernte leer zu bekommen.
Preisrisiko durch hohe Prämien zu Euronext nicht durch Hedging absicherbar
Wenn sich auch Markteilnehmer die Fragen stellen, ob die Abwärtsbewegung der Preise nicht doch schon übertrieben sei, lassen sich die in der laufenden Saison bislang ungewöhnlich hohen Prämien für österreichische Getreide gegenüber den zuletzt gesunkenen Euronextkursen nicht mehr börslich absichern. Es ging und geht hierbei um Kursdifferenzen zwischen Euronext und physischer Ware hierzulande von 80 Euro/t und mehr, die sich als offenes Preisrisiko durch Hedging nicht absichern lassen.
So machten auch die Brotweizenkurse an der Wiener Produktenbörse am Mittwoch dieser Woche wieder einen gehörigen Ruck nach unten. Dass auch die Ölsaatenkurse mittlerweile unter das als angemessen angesehene Verhältnis von zwei zu eins zu denen von Weizen gefallen sind, löste ebenso einen Nachfrageschock aus.
Ukraine soll Sojabohnen-Anbau 2023 um 15% ausdehnen
Die bereits von Marktteilnehmern erwartete deutliche Ausdehnung des Anbaus von Ölsaaten in der Ukraine auf Kosten von schwerer transportierbarem und nicht gewinnbringendem Mais wird in der jüngsten noch vorläufigen Prognose von Donau Soja bestätigt. Das Land bestätigt sich damit als wichtiger Lieferant GVO-freier Soja für die EU. Demnach dürften die ukrainischen Landwirte die Sojafläche zur Ernte 2023 um 15% aus 1,7 Mio. ha ausdehnen. Schon vor der Verlängerung des Exportkorridors gelangten große Mengen Soja aus dem Schwarzmeerland in die EU. Dies drückte auch hierzulande die Aufpreise für GVO-freie Ware gegenüber deklarationspflichtiger Soja. In der EU prognostiziert die Organisation eine halbwegs stabile Sojafläche von bis zu 1,1 Mio. ha und in ganz Europa eine um 3 bis 5% größere von bis zu 5 Mio. ha. Dies könnte eine europäische Rekordernte von 11 Mio. t ermöglichen.
Trockenheit bereitet Sorgen - Regen zu Vermeidung von Schaden dringend ersehnt
Tiefer werdende Sorgenfalten verursacht die Trockenheit auch hierzulande - und nicht nur in Frankreich, wo zuletzt zwar etwas Entspannung eintrat, Norditalien, auf der iberischen Halbinsel und in Nordafrika. Noch hätten die heimischen Bestände keinen Schaden genommen, aber es fehlten die Wasserreserven in den Böden, und die dringend ersehnten Niederschläge dürften nicht mehr lange ausbleiben. (Schluss) pos