IGC-GMR Jänner 2023: Erster Ausblick auf das kommende Wirtschaftsjahr 2023/24

2022/23: Lageraufbau bei Weizen - starker Abbau bei Mais - engste Getreidebilanz seit 2012/13
Im ersten Grain Market Report des Jahres 2023 veröffentlicht der Internationale Getreiderat IGC einen Ausblick auf das kommende Wirtschaftsjahr 2023/24. Demnach soll global die Weizen-Anbaufläche etwa gleich blieben, die Erträge aber etwas sinken und sich die Lager abbauen. Des Weiteren sei eine kleinere Raps-Anbaufläche zu erwarten, wobei Zuwächse in der EU und am Schwarzen Meer wie in der Ukraine von Einscränkungen anderswo mehr als aufgewogen würden.
Der IGC hebt in seinem Jänner-Grain-Market-Report (GMR) die weltweite Getreideproduktion 2022/23 gegenüber der November-Ausgabe zwar eine Spur auf 2.256 Mio. t an, sie bleibt aber um 1,5% unter dem Vorjahres-Rekord. Zusammen mit kleineren Anfangsbeständen und trotz eines in ungewohnter Weise um 0,9% auf 2.275 Mio. t zurückgehenden Verbrauchs revidiert der IGC die Endlagerschätzung um 3 Mio. t hinunter. Die Lager schrumpfen um 19 Mio. t auf 577 Mio. t. Damit verfügt die Welt über Getreidereserven von 25,3% ihres Verbrauchs auf einem Achtjahres-Tief. Die im Getreide- und Ölsaatenpreisindex (GOI) erfassten Preise gaben mit unterschiedlichen Tendenzen der einzelnen Kulturen im Zeitraum seit November um 1,2% nach, liegen aber um 4,7% über Vorjahresniveau. Vor allem der Weizenpreis knickte um 8,0% in den letzten beiden Monaten und um 3,0% im Jahresabstand ein.

IGC-Weltgetreidebilanzen Jänner 2023

2020/21 2021/22
vorläufig
2022/23
Prognose
2022/23
zu Vormonat
2022/23
zu 21/22
Weizen
Ernte 773 781 796 +5 +15
Angebot 1048 1058 1070 +4 +12
Verbrauch 771 784 789 +5 +5
Endbestand 277 274 281 -1 +7
Bestand
zu Vorjahr
+2 -3 +7 +/-0 +4
Ratio stock/use 35,93% 34,95% 35,61% -0,36% +0,66%
Mais
Ernte 1136 1219 1161 -5 -58
Angebot 1434 1498 1442 -5 -56
Verbrauch 1155 1217 1188 -2 -29
Endbestand 279 281 254 -3 -27
Bestand
zu Vorjahr
-19 +2 -27 +3 +25
Ratio stock/use 24,16% 23,09% 21,38% -0,22% -1,71%
Getreide gesamt
Ernte 2227 2290 2256 +1 -34
Angebot 2843 2892 2852 +/-0 -40
Verbrauch 2241 2296 2275 +3 -21
Endbestand 602 596 577 -3 -19
Bestand
zu Vorjahr
-14 -6 -19 +3 +3
Ratio stock/use 26,86% 25,96% 25,36% -0,17% -0,60%
Sojabohnen
Ernte 370 356 385 -3 +29
Angebot 424 411 430 -3 +19
Verbrauch 369 366 376 -3 +10
Endbestand 55 45 54 +/-0 +9
Bestand
zu Vorjahr
+1 -11 +9 +/-0 -2
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 12. Jänner 2023 im Vergleich zum Report vom 17. November 2022, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 16. Februar 2023

Lageraufbau bei Weizen - starker Abbau bei Mais - engste Getreidebilanz seit 2012/13

Die kleinere Produktion von Getreide insgesamt im aktuellen Wirtschaftsjahr 2022/23 führen die Londoner Experten vor allem auf einen Einbruch der globalen Maisernte um 58 Mio. t oder 4,8% zurück. Besonders ließen dabei die Erträge in den USA, sowie in der Ukraine und der EU nach. Das Verhältnis der Endlager zum Verbrauch von 25,3% markiert die engste Versorgungsbilanz seit 2012/13. Dementgegen erreichte die Weizenernte ein Rekord-Hoch und die Bestände bauen sich um 7 Mio. t - unverändert zur November-Prognose - auf 35,6 % des weltweiten Jahresverbrauchs auf. Auch die Gersten- und Hafererträge erholten sich gegenüber dem Vorjahr.

Sojabohnen-Erzeugung auf Erholungskurs

Auf Erholungskurs befindet sich dem GMR zufolge auch die Sojabohnenernte mit einem Plus von 29 Mio. t oder 8,1% gegenüber dem Einbruch im Vorjahr. Sie erreicht dank eines sehr guten Ergebnisses in Brasilien und trotz einiger Rückschläge in anderen Teilen Südamerikas eine Spitze von 385 Mio. t. Auch der Verbrauch von Sojabohnen erklimmt mit 376 Mio. t einen neuen Höchstwert. Dennoch können sich die Endbestände nach dem Abbau um 11 Mio. t im Vorjahr 2022/23 um 9 Mio. t erholen, bleiben bei den großen Exportnationen (Argentinien, Brasilien, Paraguay und USA) aber historisch klein.

Erster Ausblick auf 2023/24: Etwas weniger Weizen und Lagerabbau

Ein erster Ausblick des IGC auf die kommende Saison 2023/24 geht von einer sich nur geringfügig ändernden Weizenanbaufläche auf der Welt aus. Würden allerdings die aktuellen Flächenerträge nicht erreicht, könne die Produktion um rund 1% zurückgehen. Weiters unterstellt der Rat eine Zunahme des Weizenverbrauchs für die menschliche Ernährung und eine Abnahme des Verbrauchs für die Tierfütterung. Damit werde der Weizenkonsum 2023/24 etwas unter dem Schnitt der letzten Jahre von 1% zulegen. Die weltweiten Weizenendbestände würden sich damit abbauen - vor allem bei den wichtigen Exporteuren (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA).

Bessere Versorgungslage und Schwarzmeer-Angebote drücken Weizenpreis auf 15-Monate-Tief

In der Analyse des Marktgeschehens seit Mitte November vermerkt der IGC, dass sich die Aussichten für die weltweite Versorgungslage mit Weizen verbessert und die Schwarzmeer-Länder zu einem harten Preiswettbewerb beigetragen hätten. Dies habe den Subindex für Weizen des IGC in diesem Zeitraum um 8,0% (-3,0% zum Vorjahr) auf den tiefsten Wert seit 15 Monaten gedrückt. Die Maispreise verloren seit Mitte November 1,4%, bleiben aber im Gegensatz zum Weizen um 5,8% über der Vorjahreslinie, und Gerste gab 4,3% ab (+3,3% zum Vorjahr). Der Mais-Index stand unter dem Einfluss nachgebender Maispreise in den USA aufgrund der Besorgnis um eine schwache Exportnachfrage. Ein Plus von 1,3% zum vorigen Report (+7,5% zum Vorjahr) verzeichnet der Sojabohnen-Subindex mit allerdings unterschiedlichen Preisentwicklungen in den wichtigen Herkunftsregionen.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 16. Februar 2023 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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