IGC-GMR Jänner: Trotz etwas höherer Endlagerprognose Bestandsabbau auf Vierjahres-Tief

Weltversorgung ohne China viel enger - Rallye des IGC-Preisindex mit +4% seit November
Der IGC mit Sitz in London veröffentlichte am 23. Jänner den ersten Grain Market Report dieses Jahres und seit November 2019 zu den weltweiten Getreidemärkten mit mit der neusten Schätzung für 2019/20. Für 2020/21 prognosiziert er eine Ausdehnung der Weizenfläche um 1% und einen Bestandszuwachs vor allem in China und Indien.
Der Internationale Getreiderat IGC schätzt in seinem Grain Market Report (GMR) vom Jänner 2020 die weltweiten Getreideernten (Weizen und Futtergetreide inklusive Mais) 2019/20 gegenüber dem November-Report um 8 Mio. t größer. Dies vor allem, weil er die Maisproduktion der USA um 3 Mio. t und die Chinas um 5 Mio. t nach oben revidiert. Mit 2,170 Mrd. t ist dies die zweitgrößte Getreideproduktion der Geschichte und ein Plus von 1,3% zum Vorjahr. Größere Produktionsmengen von Weizen und Gerste wiegen kleinere vom Mais mehr als auf. Ebenso stark - um 1,3% - wächst der Verbrauch auf den Allzeitrekord von 2,194 Mrd. t. Unter dem Strich resultiert in einer Höhe von 25 Mio. t oder -4,0% der dritte Bestandsabbau in Folge auf das Vierjahres-Tief von 599 Mio. t (+5 Mio. t zur November-Schätzung). Der Rückgang der Endlager geht aus das Konto von Mais (-39 Mio. t), wohingegen die von Weizen (+7 Mio. t) und Gerste anwachsen.

IGC-Weltgetreidebilanzen Jänner 2020

2016/17 2017/18
vorläufig
2018/19
Schätzung
2019/20
Prognose
Veränderung 2019/20
zu Vorbericht
Weizen
Ernte 757 762 733 761 -1
Verbrauch 736 739 739 754 -2
Endbestand 248 271 265 272 +1
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+21 +22 -5 +7 +1
Ratio stock/use 33,70% 36,67% 35,86% 36,07% +0,22%
Mais
Ernte 1134 1091 1129 1111 +8
Verbrauch 1093 1119 1146 1150 +8
Endbestand 367 339 322 283 +4
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+42 -28 -17 -39 +/-0
Ratio stock/use 33,58% 30,29% 28,10% 24,61% +0,18%
Getreide gesamt
Ernte 2190 2141 2141 2170 +8
Verbrauch 2128 2152 2166 2194 +6
Endbestand 660 649 624 599 +5
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+62 -12 -25 -25 -1
Ratio stock/use 31,02% 30,16% 28,81% 27,30% +0,15%
Sojabohnen
Ernte 351 342 361 342 +1
Verbrauch 338 344 353 360 +1
Endbestand 48 46 54 36 +1
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+14 -2 +8 -18 +1
Quellen: IGC, Grain Market Report vom 23. Jänner 2020 im Vergleich zum Report vom 21. November 2019. Zahlenangaben in Mio. t. Nächster Report: 27. Februar 2020

Welt ohne China viel enger versorgt, als es globale Statistiken glauben lassen

Ohne China schätzt das Grains Council die weltweiten Getreidereserven nach 2019/20 etwas geringer als im November bei 281,6 Mio. t. Das heißt: 53% der Endlager liegen in China und mit einer Ratio von stock to use von 27,30% ist die Welt-Getreidebilanz einschließlich Chinas viel großzügiger als ohne das Reich der Mitte, denn da bleiben nur 15,94% des Verbrauchs als Reserve über.

Ähnlich stellen sich die Weizenbilanzen dar: Während sich weltweit ein Bestandsaufbau um 7 Mio. t auf 272,1 Mio. t oder 36,07 % des Verbrauchs abzeichnet, wachsen - China herausgerechnet - die weltweiten Weizenendlager 2019/20 nur um 0,4 Mio. t oder die deutlich engere Ratio stock to use von 23,07% an. Der Anteil Chinas an allen globalen Weizenreserven macht 47,04% aus. Die größten Weizenexporteure (Argentinien, Australien, Kanada, EU, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) verzeichnen demnach gar einen Endlagerabbau um 4 Mio. t auf 27,26% ihres Konsums, und der EU bleiben nur sehr knappe 11,94% ihres Weizenverbrauchs über. Übrigens setzt auch der IGC seine Weizenexportprognose für die Union gegenüber dem November deutlich - nämlich um 1,4 Mio. t - auf 29,1 Mio. t (+23,31% zum Vorjahr) hinauf.

Globale Sojalager schrumpfen um ein Drittel - in den USA sogar Halbierung

Trotz Rekordernten in einer Reihe von Ländern, angeführt von Brasilien, fällt wegen der kleinsten Ernte in den USA seit sechs Jahren die weltweite Sojabohnenerzeugung 2019/20 um 5,2% kleiner als im Vorjahr aus. Gleichzeitig klettert der Verbrauch um 2,1% auf ein neues Allzeit-Hoch, sodass die globalen Sojabestände um ein Drittel abschmelzen und sich in den USA sogar halbieren.

GC-Getreide- und Ölsaaten-Preisindex legt seit November Rallye mit +3,8% hin

Angezogen von starken Zuwächsen der Exportpreise von Weizen (+8,8% zum November, -1,0% zum Vorjahr), Mais (+7,8% zum November, +3,7% zum Vorjahr), Gerste (+3,8% zum November, -16,0% zum Vorjahr) und auch Reis (+6,0% zum November, +5,9% zum Vorjahr) legte der globale Getreide- und Ölsaaten-Preisindex (GOI) seit dem November eine Rallye mit einem Plus von 3,8% und 1,8% und gegenüber dem Vorjahr hin. Er erreichte den höchsten Stand seit Oktober 2018. Das Elfmonate-Hoch des Subindex für Weizen begründen die Londoner Experten mit solider Exportnachfrage, der Bestätigung von Ernteverlusten in Australien (15,9 Mio. t, -1,1 Mio. t gegenüber November, -1,4 Mio. t zum Vorjahr und -5 Mio. t zu 2017/18) und mit der Besorgnis um alles andere als ideale Bedingungen für die Bestände in Teilen der EU und der Schwarzmeer-Region. Die Preisgewinne von Mais beruhten auf dem saisonalen Rückgang der Verfügbarkeit aus Südamerika bei allgemein starkem Bedarf.

Lediglich der Subindex von Sojabohnen habe wegen der Aussicht auf große Ernten im kommenden Wirtschaftsjahr ausgehend von Brasilien eine Abschwächung um 0,6% im Vergleich zum November, jedoch immer noch eine Befestigung um 3,7% zum Vorjahr erlebt.

Über den Grain Market Report - GMR

Weiters stellt die Kurzzusmmenfassung des GMR auf der Website des IGC eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 27. Februar 2020 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.