IGC-GMR März: Globale Weizenversorgung wird 2023/24 enger und die von Mais großzügiger

Ukraine wird 2023 noch weniger Weizen und Mais ernten und exportieren können
Im ersten ausführlichen Ausblick des Getreiderates IGC wird 2023/24 die Weizenversorgung der Welt knapper und die mit Mais großzügiger. Für 2022/23 steigt die Schätzung der globalen Getreideerzeugung und sinkt die für den Verbrauch. Dennoch schmelzen die Lager auf ein Achtjahres-Tief.
Der Internationale Getreiderat (IGC) in London veröffentlichte am Donnerstag im Grain-Market-Report (GMR) vom März die erste komplette Schätzung der weltweiten Versorgungsbilanzen mit Getreide aus den kommenden Ernten des Wirtschaftsjahres 2023/24. Demnach sollen die weltweiten Weizenernten - insbesondere die der Ukraine, Russlands und Australiens - mit 787 Mio. t deutlich, um 14 Mio.-t, hinter die aktuellen Mengen aus 2022/23 zurückfallen und den Bedarf um 8 Mio. t verfehlen. In der Ukraine werde demnach neben dem Rückgang der Weizenerzeugung im Jahresabstand von 25,2 auf 20,2 Mio. t auch die kommende Maisernte neuerlich stark einbrechen - von 27,0 auf 21,0 Mio. t. Damit werde die Ukraine auch nur 11,0 Mio. t Weizen nach 14,5 Mio. t und 15,0 Mio. t Mais nach 20,5 Mio. t auf den Weltmarkt exportieren können. Der Gesamtindex der vom IGC erhobenen Getreide- und Ölsaatenpreise sinkt zum Vormonat um 4,8% und im Jahresabstand um 19,4%.

IGC-Weltgetreidebilanzen März 2023

2021/22
vorl.
2022/23
Prognose
2022/23
zu Vormonat
22/23
zu 21/22
2023/24
1. Prognose
23/24
zu 22/23
Weizen
Ernte 781 801 +5 +20 787 -14
Angebot 1058 1076 +5 +18 1073 -3
Verbrauch 783 789 +/-0 +6 794 +5
Endbestand 275 286 +4 +11 279 -7
Bestand
zu Vorjahr
-2 +12 +5 +10 -7 -5
Ratio stock/use 35,12% 36,25% +0,51% +1,13% 35,14% -1,11%
Mais
Ernte 1220 1150 -3 -70 1202 +52
Angebot 1499 1431 -4 -68 1458 +27
Verbrauch 1219 1174 -6 -45 1198 +24
Endbestand 281 256 +1 -25 261 +5
Bestand
zu Vorjahr
+2 -24 -4 +22 +4 -20
Ratio stock/use 23,05% 21,81% +0,20% -1,24% 21,79% -0,02%
Getreide gesamt
Ernte 2291 2250 +2 -41 2283 +33
Angebot 2893 2846 +/-0 -47 2869 +23
Verbrauch 2297 2261 -5 -36 2288 +27
Endbestand 596 586 +7 -10 580 -7
Bestand
zu Vorjahr
-6 -11 -7 +5 -5 -6
Ratio stock/use 25,95% 25,92% +0,37% -0,03% 25,35% -1,41%
Sojabohnen
Ernte 356 370 -8 +14 399 +29
Angebot 411 416 -7 +5 445 +29
Verbrauch 366 370 -4 +4 388 +18
Endbestand 46 46 -3 +/-0 56 +10
Bestand
zu Vorjahr
-9 +/-0 -4 -9 +10 +10
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 16. März 2023 im Vergleich zum Report vom 16. Februar 2023, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 20. April 2023

Globale Getreidelager sinken 2023/24 von heurigem Achtjahres-Tief weiter

Nach dem Rückfall um 70 Mio. t im laufenden Wirtschaftsjahr 2022/23 sieht das Londoner Expertenteam im kommenden Wirtschaftsjahr 2023/24 im Gegensatz zum Weizen beim Mais eine Erholung der globalen Produktion um 52 Mio. t auf 1.202 Mio. t. Die Ernte übertrifft damit den um 24 Mio. t wachsenden Maisverbrauch der Welt um 4 Mio. t. Die gesamten Getreidevorräte der Welt von Weizen, Mais und Futtergetreide werden aber trotz der vom Mais angeführten Produktionssteigerung um 1,5% auf 2.283 Mio. t dennoch neuerlich um 5 Mio. t oder 0,9% schrumpfen. Nach der Steigerung im heurigen Jahr um 4% werde auch die weltweite Sojabohnenproduktion dank Ausweitung der Flächen und besserer Erträge 2023/24 um weitere knapp 8% wachsen. Auf die ausgeglichenen Bilanz 2022/23 dürfte somit kommende Saison trotz einer Verbrauchszunahme von knapp 5% ein Aufbau der Sojaendbestände um 10 Mio. t folgen.

EU-Weizenbestände sinken 2023/24 - China hortet größte Reserven

Wie weltweit sieht der IGC auch für die EU im kommenden Wirtschaftsjahr einen Abbau der Weizenbestände voraus. Die Ernte 2023 werde zum Vorjahr zwar von 134,3 auf 136,6 Mio. t zulegen und der Verbrauch sogar von 108,4 auf 107,7 Mio. t stagnieren, doch sollen die Union im Jahresabstand um 4,4 Mio. t weniger Weizen importieren und mit 35,4 Mio. t um 1 Mio. t mehr exportieren, sodass die Endlager 2023/24 gegenüber 2022/23 um 1,1 Mio. t auf 16,2 Mio. t abschmelzen werden. Das ist, gemessen an der Summe aus Eigenverbrauch und Export, ein Endlageranteil am Gesamtverbrauch (Ratio stock to use) von sehr engen 11,3% - in anderen Worten: Die Weizenreserven der EU reichen am Ende des kommenden Wirtschaftsjahres für 41 Tage - weltweit würden sie für komfortable 128 Tage reichen.
 
Wobei China Reserven für praktisch ein Jahr hortet, die Gruppe der die weltweite Versorgung sicherstellenden Weizenexport-Nationen (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) aber nur Weizen für knapp 53 Tag in Reserve haben werde. Global größter Weizenexporteur 2023/24 soll Russland mit 42,2 Mio. t blieben, obwohl die Ernte von 95,4 auf 82,8 Mio. t abfallen soll.

Gesamt-Getreideernte 2022/23 angehoben - Mais- und Sojaernten Argentiniens gekürzt

Für das laufende Wirtschaftsjahr 2022/23 hebt der IGC aufgrund besserer Aussichten für Weizen die Gesamt-Getreideernte der Welt zum Vormonat um 2 Mio. t an, kürzt aber wegen der verheerenden Dürre die Zahlen für die Maisproduktion Argentiniens um 7,5 Mio. t auf 46,0 Mio. t und die der Sojaerzeugung um 8,5 Mio. t auf 37,5 Mio. t. Dies ist auch der Grund dafür, dass die globale Sojabilanz nun binnen Monatsfrist von positiv mit 4 Mio. t Bestandsaufbau auf ausgeglichen revidiert wird.

2022/23 rückläufige Ernte - Verbrauch stagniert weniger - Lager schrumpfen auf Achtjahres-Tief

Trotz der Aufwärtskorrektur bleibt die gesamte Getreideproduktion der Welt 2022/23 erstmalig seit 2017/18 - nämlich um 2% oder 41 Mio. t bei 2.250 Mio. t - unter der des Jahres zuvor. Die vor allem wegen schwacher Nachfrage aus der Tierfütterung um 5 Mio. t gegenüber Februar auf 2.261 Mio. t reduzierte Verbrauchsprognose stagniert im Jahresabstand nur um 36 Mio. t. So wird die Endlagerschätzung zwar um 7 Mio. t angehoben, es kommt aber wegen der den Verbrauchrückgang überwiegenden Verkleinerung des Angebots zu einem Lagerabbau um 2% auf ein Achtjahres-Tief von 586 Mio. t oder gut ein Viertel des globalen Jahresverbrauchs.

Produktion und Export der Ukraine gehen gegenüber Vorkriegszeit stark zurück

In der Ukraine ging die Weizenproduktion 2022/23 gegenüber dem Vorkriegsjahr 2021/22 von 33,0 auf 25,2 Mio. t zurück, die Ausfuhr soll sich von 18,9 auf 14,5 Mio. t reduzieren. Beim Mais bricht die Ernte sogar von 42,1 Mio. t auf 27,0 Mio. t ein, der Export schrumpft von 23,5 auf 20,5 Mio. t.

Getreide- und Ölsaatenpreise setzten seit Februar ihren Abwärtstrend fort

Mit dem Minus von 4,8% und im Jahresabstand von 19,4% setzten die im gesamten Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) des IGC erfassten Preise ihren jüngsten Abwärtstrend mit den stärksten Verlusten für Weizen, Gerste und Mais fort.
 
Den stärksten Preisrückgang von 7,7% im Monatsabstand (-28,4% zum Vorjahr) verzeichnete Weizen als Folge eines harten weltweiten Exportwettbewerbs. Zu Beginn des Beobachtungszeitraumes seit Mitte Februar stürzten die Weizenpreise auf den tiefsten Stand seit 19 Monaten, ehe sie sich in den letzten Tagen auch wegen der Unsicherheit über die Verhandlungen zum Exportkorridor über das Schwarze Meer etwas konsolidierten.
 
Ein bearisher Ausblick des US-Landwirtschaftsministeriums USDA auf 2023/24 sowie Druck von den anderen Märkten habe den Subindex für Mais gegenüber Februar um 5,5% (-23,7% zum Vorjahr) nach unten gezogen und Gerste verlor binnen Monatsfrist 7,4% (-29,8% zum Vorjahr). Sojabohnen kamen aufgrund Erntedrucks aus Brasilien und schwacher Nachfrage nach Lieferungen aus den USA auf ein Monatsminus von 2,9% (-15,4% zum Vorjahr).

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 20. April geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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