Mai-WASDE-Bericht: 2023/24 global Weizendefizit und Mais- sowie Sojaüberschuss erwartet

Übergang von La Nina auf El Nino beeinflusst Ernten und Exportangebot
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA gibt in der Mai-Ausgabe des WASDE-Berichts die erste Prognose für die globalen Versorgungsbilanzen 2023/24 ab. Demnach zeichnet sich ein Defizit bei Weizen mit einem Abbau der Lager auf den niedrigsten Anteil am Verbrauch (Ratio stock to use) seit 2014/15 ab. Mais und Futtergetreide sowie Ölsaaten einschließlich Sojabohnen sollen mit einem deutlichen Lageraufbau im Überschuss verfügbar sein.
Trotz einer Steigerung der Weizenproduktion im Jahresabstand um 1,5 Mio. t auf den Rekord von knapp 790 Mio. t und eines Verbrauchsrückgangs um 2,95 Mio. t auf knapp 792 Mio. t wird die kommende Weizenernte der Welt den Verbrauch nicht decken können. Zur niedrigsten Ratio stock to use von 33,39% seit 2014/15 merkt das USDA an, mehr als die Hälfte (139,68 Mio. t oder 52,84% von weltweit 264,34 Mio. t) der Lager und fast eine Jahresverbrauch des Landes (93,18%) lägen in China. Zum Vergleich: Der EU bleiben 2023/24 mit 14,66 Mio. t lediglich 9,94% ihres Jahresbedarfs an Weizen als Reserve über. Zu Lagerabbau komme es in der EU und in Russland und zu einem Aufbau in China und Indien. Chinas Weizenlager bleiben aber dem Markt praktisch vorenthalten. Gleichzeitig überholt China mit 10,50 Mio. t Einfuhr 2023/24 Ägypten als weltweit größter Weizenimporteur.

WASDE: USDA-Prognose zu weltweiten Versorgungsbilanzen - Mai 2023

2021/22 2022/23
Prognose
2022/23
zu Vormonat
22/23
zu 21/22
2023/24
1.Prognose
23/24
zu 22/23
Weizen
Ernte 780,29 788,26 -0,76 +7,97 789,76 +1,50
Angebot 1056,79 1060,94 -0,17 +4,15 1056,05 -4,89
Verbrauch 793,12 794,65 -1,41, +1,53 791,70 -2,95
Endbestand 272,67 266,28 +1,23 -6,39 264,34 -1,94
Bestand
zu Vorjahr
-12,83 -6,39 -0,65 -6,44 -1,94 -4,45
Ratio stock/use 34,38% 33,51% +0,21% -0,87% 33,39% -0,12%
Mais
Ernte 1217,31 1150,20 +5,70 -67,11 1219,63 +69,43
Angebot 1510,22 1458,35 +6,94 -51,87 1517,04 +58,69
Verbrauch 1202,07 1160,94 +4,88 -41,13 1204,14 +43,20
Endbestand 308,15 297,41 +2,06 -10,74 312,90 +15,49
Bestand
zu Vorjahr
+15,24 -10,74 -0,82 -4,50 +15,49 +4,75
Ratio stock/use 25,63% 25,62% +0,07% -0,01% 25,99% +0,37%
Getreide gesamt
Ernte 2798,13 2738,00 +3,27 -60,13 2819,82 +81,82
Angebot 3593,89 3528,35 +5,46 -65,54 3580,01 +51,66
Verbrauch 2803,55 2768,15 +3,69 -35,40 2810,20 +42,05
Endbestand 790,34 760,19 +1,76 -30,15 769,81 +9,62
Bestand
zu Vorjahr
-5,42 -30,15 +0,41 +27,43 +9,62 +20,53
Ratio stock/use 28,19% 27,46% +0,02% -0,73% 27,39% -0,07%
Sojabohnen
Ernte 359,85 370,42 +0,78 +10,57 410,59 +40,17
Angebot 459,91 469,09 -0,28 +9,18 511,63 +42,54
Verbrauch 363,82 364,87 -0,96 +1,05 386,49 +21,62
Endbestand 98,67 101,04 +0,75 +2,37 122,50 +21,46
Bestand
zu Vorjahr
-1,39 +2,37 +1,81 +0,98 +21,46 +19,096
Quelle: WASDE-Bericht des USDA, 12. Mai 2023, eigene Berechnungen, Angaben in Mio. t. Anmerkungen: Getreide enthält Weizen, alle Futtergetreide inklusive Mais und Reis. Die Daten von Sojabohnen basieren auf den lokalen Wirtschaftsjahren mit Ausnahme von Argentinien und Brasilien, deren Wirtschaftsjahre auf den Zeitraum Oktober bis September abgestellt werden. Daher können die Daten des globalen Angebots und Verbrauchs sowie von Export und Import nicht korrelieren. Nächster WASDE-Bericht: 9. Juni 2023.

Übergang von La Nina auf El Nino beeinflusst Ernten und Exportangebot

Der Report sagt für Argentinien, China, die EU, Indien und Kanada größere Weizenernten voraus, wohingegen Russland seinen Rekord von 2022 wegen einer Verkleinerung der Anbaufläche und schwächerer Erträge verfehlen werde und die Weizenproduktion der Ukraine kriegsbedingt um 21% einbrechen werde. Nach dem Übergang der Wetterphänomene von La Nina zu El Nino werde Australiens Weizenernte substanziell auf Durchschnittserträge - um gut ein Viertel - auf 29,00 Mio.- t zurückfallen.
 
Ein großes Mais- und Futtergetreideangebot mache Weizen kommende Saison weniger attraktiv für die Verfütterung, wobei die stärksten Rückgänge des Weizenverbrauchs die Ukraine, Indien, Russland und China zu verzeichnen hätten. Größter Weizenexporteur bleibt Russland mit 45,50 Mio. t - bei 41,00 Mio. t Eigenverbrauch - vor der EU (38,00 Mio. t bei 109,50 Mio. t Eigenverbrauch), Kanada (27,50 Mio. t bei 9,60 Mio. t Eigenverbrauch), Australien (21,00 Mio. t bei 8,00 Mio. t Eigenverbrauch), den USA (19,73 Mio. t bei 30,26 Mio. t Eigenverbrauch), und Argentinien (13,50 Mio. t bei 6,50 Mio. t Eigenverbrauch). Die Ukraine 2023/24 soll nur mehr 10,00 Mio. t Weizen nach heuer noch 15,00 Mio. t Weizen ausführen können. Während die Weizenausfuhr Australiens und Indiens kommende Saison signifikant und auch die der USA zurückgehen werden, kann sich die Argentiniens nach der Dürre erholen und legt auch der Export Russlands und der EU zu. Die Zuwächse können die Rückgänge aber nicht ausgleichen.

2023/24 Überschüsse an Futtergetreide und Mais

2023/24 kommen auf die Welt Überschüsse von Futtergetreide insgesamt und Mais zu, obwohl die Futtergetreideproduktion und ihre Verwendung Rekordmarken erreichen. Die Maiserzeugung der Welt legt zur laufenden Saison um fast 70 Mio. t oder gut 6% zu. Vor allem die USA, Argentinien, die EU, China und Serbien sollen mehr Mais einfahren, die Ukraine (22,00 Mio. t nach 27,00 Mio. t) und Brasilien jedoch weniger. Der Maisverbrauch steigt dementgegen trotz günstigerer Preise nur um rund 4%, sodass die Endlager um gut 5% auf 312,90 Mio. t oder 25,99% des Verbrauchs anwachsen. Der Lageraufbau findet zum Gutteil in den USA statt, wo die Ernte um mehr als 11% zulegen und den Zuwachs an Eigenverbrauch und Export von rund 5% überflügeln soll. Obwohl der Markanteil der USA am globalen Maismarkt leicht steige, bleibe er unter dem Schnitt der letzten fünf Jahre.

China hortet Mais - Export der Ukraine bricht ein

Auch hier gilt: China hortet mit 65,29% der weltweiten Reserven und gut zwei Dritteln seines Jahresverbrauchs den Löwenanteil der Maislager. Die Energie-Futterpreise sollen in China weiterhin über Weltmarktniveau liegen und die Importe von Futtergetreide um 7,2 Mio. t auf 38,4 Mio. t und davon die von Mais um 5,0 Mio. t auf 23,00 Mio. t zulegen.
 
Der Maisexport der Ukraine soll kommende Saison drastisch einbrechen - nämlich um mehr als 35% auf 16,50. Mio. t. Dafür soll die EU nach einer Erholung ihrer Maisernte von 52,97 Mio. t auf 64,30 Mio. t 2023/24 mit 20,00 Mio. t um nahezu ein Fünftel weniger einführen müssen als im laufenden Wirtschaftsjahr.

Ölsaaten und Soja 2023/24 mit deutlichem Überschuss

2023/24 könne die Welt ihre Ölsaatenproduktion vor allem dank größerer Ernten von Sojabohnen in Südamerika und den USA sowie von Raps und Sonnenblumen in der EU und Canola in Kanada um mehr als 6% steigern. Gleichzeitig schwellen die Endlager - ebenfalls vor allem in den USA und in Südamerika sowie in China deutlich um fast 18% an. China etwa steigert seinen Sojabohnenimport um 2 Mio. t auf 100 Mio. t, womit es rund ein Viertel der weltweiten Sojaernte aufkauft.

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