Marktbericht der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien Woche 6. bis 12. Juli 2022

Reduzierte Ernteerwartungen für die EU (minus 5 Mio. t zur letzten Schätzung wegen Trockenheit in ES, FR, IT, DE) rückten Ende letzter Kalenderwoche die knappe Versorgungs-lage am globalen Weizenmarkt wieder in den Fokus. Aber schon Anfang dieser Woche reduzierten die Marktteilnehmer an den Futures-Börsen die Positionen im Vorfeld eines neuen WASDE-Berichtes und ließen die Preise wieder sinken. Nach Börse-Schluss wurden die Daten veröffentlicht: Schlechtere Ernten für EU und UA wurden durch bessere Prognosen für CAN, USA, RUS und geringeren Verbrauch überkompensiert; die Überhang-Bestände wurden um ~ 0,7 Mio. t höher eingeschätzt (Details siehe Bericht unter Börse-Aktuell). Die Weizen Futures an der Euronext stiegen im Wochensprung von € 331,75/t (IX, Schlusskurs vom 05.07.) auf € 341,75/t (IX, Schlusskurs vom 12.07.).
 
In Österreich ist die Ernte in den frühen Regionen schon zu ~ 80% beendet. In den späteren Gebieten hat die Haupternte gerade begonnen. Die Ergebnisse waren bisher gemischt: gute Erträge mit niedrigeren Proteinwerten und umgekehrt, je nach Bodenbonität und Niederschlagsmenge. Aus Ungarn wurden niedrige Erträge und Hl-Gewichte berichtet. Ebenso soll die Ernte in Rumänien mengenmäßig schlecht ausfallen, vor allem in den südlichen Regionen. Nach dem "Rauf und Runter" der Futures-Börsen waren diese Ernte-Zwischenberichte für die Abgeber Grund genug, sich vorsichtig zu verhalten. Die Nachfrage-Seite zeigte bei Brotgetreide dagegen in der letzten Woche reges Interesse, jedoch ohne größere Umsätze zu erreichen.

Wetterprognosen für eine Phase mit heißem und trockenem Wetter in den USA und in der EU (Süd-FR) starteten Ende letzter Kalenderwoche eine Rallye bei Mais, die bis Montag anhielt. Am Dienstag folgte eine Gegenbewegung im Vorfeld der WASDE-Veröffentlichung. Der Bericht sah das globale Angebot (Ernte + Überhang) bei Mais und Futtergetreide unverändert, jedoch die neue Überhang-Prognose steigend (+ 2,2 Mio. t) wegen einer Reduktion im Verbrauch (Details siehe Bericht unter Börse-Aktuell). Die Mais-Futures stiegen an der Euronext gegenüber der Vorwoche von € 278,25/t (XI, Schlusskurs vom 05.07.) auf € 301,50/t (XI, Schlusskurs vom 12.07.). An der CBoT fiel die Korrektur deutlicher aus - die Futures fielen auf das Niveau der Vorwoche zurück, von € 232,28/t (IX, Schlusskurs vom 05.07.) auf € 232,97/t (XI, Schlusskurs vom 12.07.).
 
Die regionalen Verarbeiter von Mais und Futtergetreide hielten vergangene Woche die Geldkurse auf tiefem Niveau und verwiesen auf eine frühe Maisernte und reduzierten Futterbedarf. Die Abgeber sahen die Preise demgegenüber aber steigend, wegen der sich weiter verschlechternden Ernteaussichten in Ungarn und Rumänien. Die Offerte für ukrainische Ware wurden dabei als kaum bedrohlich eingestuft, weil die Probleme bei Logistik und Qualität (Zertifizierung, GMO) größere Liefermengen behindern.

Die Schätzung das kanadischen Statistik-Amtes für den Anbau von Raps wurde um 500.000 ha angehoben. Dennoch wurden die Futures-Märkte für Ölsaaten durch sinkende Bestandsbewertungen bei Soja in den USA, Prognosen für eine weitere trocken-heiße Wetterphase in den USA und die Erwartung von US-Anbaukürzungen in der neuen WASDE-Prognose gestützt. Der Bericht bestätigte dann Dienstag abends diese Erwartungen: Die US- Sojaernte wurde um 3,6 Mio. t und die globale Ölsaaten-Ernte um 3,75 Mio. t reduziert (Details siehe Bericht unter Börse-Aktuell). Raps-Futures an der Euronext stiegen von € 663,75/t (XI, Schlusskurs vom 05.07.) auf € 678,75/t (XI, Schlusskurs vom 12.07.).
 
Nach Aussage von Marktteilnehmern blieben die Geld- und Briefkurse bei Ölsaaten weiterhin deutlich auseinander und die Umsätze damit gering. Die ersten Ergebnisse aus der heimischen Rapsernte fielen enttäuschend aus.