Prognosen für die EU-Versorgungsbilanzen 2025/26 im Überblick - September 2025

Wechselwirkung zwischen Weizen- und Maisbilanzen entscheidet über Ausgleich
In den aktuellen Bilanzschätzungen des US-Agrarresorts im WASDE-Bericht, des internationalen Getreiderates im GMR, der EU-Kommission (EK) sowie des EU-Getreidehandelsverbandes Coceral für die EU im Wirtschaftsjahr 2025/26 treten starke Differenzen bei Anfangsbeständen, Verbrauch, Import und Entwicklung der Endlager bei Mais und Weizen zutage. Die Wechselwirkung zwischen den Weizen- und Maisbilanzen sollte über deren Ausgleich mitentscheiden.

Weniger Import und mehr Export bestimmen Balance der Weizenbilanz - unsichere Datenlage

Allen Weizenprognosen gemein ist, dass sich die EU-Bilanz bei einer zum Vorjahr deutlich größeren Ernte mit entsprechend anwachsendem Angebot nur dann halbwegs auflösen lässt, wenn die Union neben weniger Importen auch ihren Weizenexport namhaft steigern kann. Dem widersprechen auf den ersten Blick allerdings die aktuellen, auf den wöchentlichen Meldungen der nationalen Zollbehörden beruhenden Außenhandelsdaten der EK: Demnach liege die Weichweizenausfuhr der Union in den ersten 13 Wochen des Wirtschaftsjahres zum Stichtag 28. September mit 4,37 Mio.t um 31% unter der Vorjahreslinie. Allerdings fehlen diesen wöchentlichen Meldungen seit Anfang des Kalenderjahres 2024 Exportdaten der französischen Zollbehörden. Laut EU-Statistikamt Eurostat war Frankreich im vorigen Wirtschaftsjahr 2024/25 mit 3,50 Mio.t (-64% zum Jahr davor) drittgrößter Exporteuer von Weichweizen in der Union nach Rumänien (5,60 Mio. t, -1%) und Bulgarien (4,60 Mio. t, +58%). Es bleiben also ernsthafte Fragezeichen hinter Frankreichs Exporterfolgen und den Exportdaten der EU insgesamt.

IGC und WASDE sehen die europäische Weizenbilanz schwerer

IGC und WASDE sehen Produktion, Anfangsbestand und Importe höher. Beide stimmen mit einem höherem Inlandsverbrauch im Vergleich zur Bilanz der EK überein. Alle drei Schätzungen liegen beim Export gleichauf – ungeachtet des (allerdings auf unsicheren Daten beruhenden) schlechten Saisonstarts. Im Endergebnis bewerten die "externen" Schätzungen die EU-Bilanz bei Weizen schwerer - mit Endbeständen von 12,4 Mio. t (IGC) und 11,8 Mio. t (WASDE) - und damit um + 1,6 bzw. + 1,0 Mio. t über der aktuellen Hochrechnung der EK. Die Experten von Coceral sind aufgrund Annahme von höherer Produktion und geringerem Inlandsverbrauch sogar noch deutlich pessimistischer bei der Entwicklung der Endbestände für 2025/26.

Ausgleich der kleineren Maisernte durch Importe und weniger Futtereinsatz – oder doch über Lagerabbau?

Bei der Maisernte liegen alle Analysten unter dem Vorjahr aber in etwa auf gleichem Niveau. Der Verbrauch in der EU-27 ist strukturell größer als die Produktion. IGC und WASDE sehen den Ausgleich der fehlenden Mengen vor allem über größere Importe und etwas weniger Verbrauch bzw. nur geringe Reduktion der Lagerbestände am Ende der Saison. Coceral schließt sich dieser Interpretation im Wesentlichen an. Die EK zieht dagegen einen größeren Abbau der Lagerbestände (minus 5,6 Mio. t) in Betracht und geht daher auch von deutlich geringerem Importbedarf aus.

Bestimmend in der Wechselwirkung: Wie viel EU-Weizen ersetzt Mais im Futtertrog

Eine der spannenden Fragen dieser Saison wird sein, wie sich die Preisrelation zwischen Futterweizen und Mais gestaltet und wie viel Weizen aus der EU das Manko an Mais im Futtertrog substituieren kann.

Info-Service der Wiener Produktenbörse vergleicht marktrelevante Prognosen

Die Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien stellt in anlassbezogenem Abstand als Info-Service und Orientierungshilfe für alle Marktteilnehmer Überblicke über marktrelevante Prognosen zu den Versorgungsbilanzen europäischen Märkte zur Verfügung. Diese stellen die jeweiligen Prognosen als Download (siehe unten PDF "Bilanzen-EU-Sept-2025.pdf") auf einen Blick dar und erklären die Entwicklung der Trends. Dieser Bericht vergleicht die aktuellen September-Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA-WASDE-Report), des Internationalen Getreiderats (IGC-GMR) und der europäischen Kommission (EK) sowie des EU-Dachverbandes des Getreidehandels (Coceral) untereinander sowie mit den jeweils letzten veröffentlichten.

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