Dezember-WASDE-Bericht: Bestandsabbau vor allem bei Mais und Futtergetreide beschleunigt

Ukraine soll mehr Weizen und Mais ausführen können als bisher angenommen
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA nahm vorigen Freitag im letzten Monatsbericht dieses Jahres zu den weltweiten Versorgungsbilanzen (WASDE - World Agricultural Supply and Demand Estimates) des Wirtschaftsjahres 2022/23 die Prognosen für Ernten und Angebot von Weizen, Mais, Futtergetreide und das gesamte Getreide zum Vormonat so weit zurück, dass es unter dem Strich trotz ebenfalls reduzierter Verbrauchserwartungen auch die Endlagerstände nach unten revidiert. Die Endlager, das heißt die Reserven, schmelzen durch die Bank weiter ab. Die Märkte hatten eher ein Hinaufsetzen der Endbestandsprognosen erwartet.
Die Welt wird demnach 20223/23 eine Spur mehr Weizen als im Vorjahr erzeugen können, aber um gut 55 Mio. t oder 4,5% weniger Mais ernten, dessen Verbrauch um fast 32 Mio. t oder 2,6% unter dem Vorjahreswert bleiben soll. Während 2022/23 der Verbrauch von Weizen, Futtergetreide und Mais die Erzeugung und verfügbares Angebot übertrifft und somit die Reserven schmelzen, erholt sich die Sojabohnenproduktion deutlich um knapp 10% oder 36 Mio. t von ihrem Einbruch im Vorjahr und wachsen die Endbestände trotz einer Verbrauchssteigerung um nahezu 5% - ebenso wie die der Ölsaaten insgesamt - an.

WASDE: USDA-Prognose zu weltweiten Versorgungsbilanzen - Dezember 2022

2020/21 2021/22
vorläufig
2022/23
Prognose
2022/23
zu Vormonat
22/23
zu 21/22
Weizen
Ernte 774,55 779,33 780,59 -2,09 +1,26
Angebot 1072,76 1069,67 1056,86 -2,13 -12,81
Verbrauch 782,42 793,40 789,53 -1,64 -3,87
Endbestand 290,34 276,27 267,33 -0,49 -8,94
Bestand
zu Vorjahr
-7,87 -14,07 -8,94 +0,45 -5,13
Ratio stock/use 37,11% 34,82% 33,86% +0,01% -0,96%
Mais
Ernte 1129,20 1216,87 1161,86 -6,53 -55,01
Angebot 1436,61 1509,41 1468,95 -7,12 -40,46
Verbrauch 1144,08 1202,31 1170,55 -4,75 -31,76
Endbestand 292,54 307,09 298,40 -2,36 -8,69
Bestand
zu Vorjahr
-14,87 +14,55 -8,69 +1,77 -5,86
Ratio stock/use 25,57% 25,54% 25,49% -0,10% -0,05%
Getreide gesamt
Ernte 2725,06 2797,07 2737,48 -8,42 -59,59
Angebot 3542,72 3598,05 3530,18 -9,78 -67,87
Verbrauch 2741,74 2805,36 2769,94 -6,75 -35,42
Endbestand 800,98 792,70 760,24 -3,03 -32,46
Bestand
zu Vorjahr
-16,68 -8,28 -32,46 +1,67 +24,18
Ratio stock/use 29,21% 28,26% 27,45% -0,04% -0,81%
Sojabohnen
Ernte 368,52 355,61 391,17 +0,64 +35,56
Angebot 463,25 455,64 486,76 +1,56 +31,12
Verbrauch 363,76 363,38 380,88 +0,71 +17,50
Endbestand 100,03 95,59 102,71 +0,54 +7,12
Bestand
zu Vorjahr
+5,30 -4,44 +7,12 -0,38 +2,68
Quelle: WASDE-Bericht des USDA, 9. Dezember 2022, eigene Berechnungen, Angaben in Mio. t. Anmerkungen: Getreide enthält Weizen, alle Futtergetreide inklusive Mais und Reis. Die Daten von Sojabohnen basieren auf den lokalen Wirtschaftsjahren mit Ausnahme von Argentinien und Brasilien, deren Wirtschaftsjahre auf den Zeitraum Oktober bis September abgestellt werden. Daher können die Daten des globalen Angebots und Verbrauchs sowie von Export und Import nicht korrelieren. Nächster WASDE-Bericht: 12. Jänner 2023.

Argentiniens Weizenernte stürzt ab - Australien fährt Rekord ein

In der zum Vormonat um gut 2 Mio. t reduzierten Weizenernte-Prognose kürzt der Report Argentiniens Weizenproduktion gegenüber November als Folge der Dürre um 3 Mio. t auf 12,50 Mio. t. Das ist das schlechteste Ergebnis seit 2015/16 und schmälert das Exportpotenzial um weitere 2,50 Mio. t auf 7,50 Mio. t - den niedrigsten Stand seit 2014/15. Kanadas Weizenernte kürzt das USDA um 1,18 Mio. auf den immer noch drittbesten Wert von 33,82 Mio. t. Demgegenüber hebt es die Weizenernte Australiens um 2,10 Mio. t auf den Rekord von 36,50 Mio. t an. Damit steigt auch die Exporterwartung für Down Under um 1,50 Mio. t auf 27,50 Mio. t, wobei man wegen der exzessiven Regenfälle vor allem mit Futtergetreide für Südostasien am Markt sein soll.

Ukraine, EU und Russland sollen mehr Weizen exportieren können

Im Monatsabstand höhere Erwartungen setzt der Report des Weiteren mit einem Plus von 1,50 Mio. t auf 27,50 Mio. t in die Weizenausfuhr der Ukraine und mit plus 1,00 Mio. t auf 36,00 Mio. t in die der EU. Für beide belassen die Washingtoner Experten die Ernteschätzungen aber unverändert, sie revidieren jedoch den Verbrauch vor allem für Verfütterung um jeweils 1,00 Mio. t nach unten. Auch Russland soll 1,00 Mio. t - nunmehr 43,00 Mio. t von 91,00 Mio. t Erntemenge - mehr Weizen am Weltmarkt verkaufen können und damit seine Position als Nummer eins ausbauen. Unverändert zum November bleibt die Weizenbilanz der USA.

"Komfortable" Versorgungsbilanzen durch Chinas Horten von Reserven verzerrt

Während sich die globale Weizenbilanz mit einem Anteil der Endlager am Verbrauch (Ratio stock to sue) von 33,86% - das sind Reserven für gut vier Monate - in der Diktion der Märkte als "komfortabel" darstellt, wird sie dadurch verzerrt, dass China 54% davon hortet und diese Menge der Weltmarktversorgung praktisch vorenthalten bleibt. Noch eklatanter ist das Verhältnis beim Mais, von dessen Reserven von 25,94% oder für gut drei Monate China 69% bunkert. Der EU bleiben vergleichsweise am Ende der Saison 202/23 Weizenreserven von 7,22% ihres Gesamtverbrauchs am Binnenmarkt und für den Export - also für gerade einmal 26 Tage - und solche bei Mais von 9,37 %, ausreichend für gut einen Monat.

Maisexport der USA reduziert - Ukraine führt trotz scharfer Ernterevision mehr aus

Als auffallend registrieren die Märkte, dass das USDA den Maisexport der USA 2022/23 zum Vormonat um 1,90 Mio. t auf 52,71 Mio.t senkt. US-Mais sei teuer, weshalb der Absatz stottere. Weitere Kürzungen der Exporte erfolgen für Russland um 0,70 Mio. t, wohingegen der Report die Maisausfuhr der Ukraine im Monatsabstand um 2,00 Mio. t auf 17,50 Mio. t anhebt. Da die Ernteschätzung für die Ukraine zum November aber sogar um 4,50 Mio. t auf 27,00 Mio. t sinkt, muss sich das Land das wachsende Exportpotenzial offensichtlich vom Eigenverbrauch - insbesondere bei der Tierfütterung -absparen - diesen senkt das US-Ressort um 3,00 Mio. t auf 7,70 Mio. t. Ebenso sinken die Endlager um 2,98 Mio. t auf nunmehr 6,89 Mio. t.
 
Die scharfe Revision der ukrainischen Maisernte im Vergleich zum November begründet das USDA damit dass Kriegshandlungen und Rekord-Herbstniederschläge die Ernte beeinträchtigt hätten. Das Ressort nimmt auch seine Schätzung der Sonnenblumenerzeugung des Landes zurück.

Krieg: Ukraine exportiert 2022/23 um mehr als ein Drittel weniger Weizen und Mais

Gegenüber dem Vorjahr bricht die Weizenernte der Ukraine kriegsbedingt um 38% von 33,01 Mio. t auf 20,50 Mio. t ein, wobei der Export einen Verlust von 34% (12,50 Mio. t nach 18,84 Mio. t) erleidet. Die Maiserzeugung knickt um 36% von 42,13 auf 27,00 Mio. t ein, und der Export um 35% von 26,98 auf 17,50 Mio. t.

EU muss nach neuerlich schlechterer Ernteprognose noch mehr Mais einführen

Freuen über die gestiegene Maisexportprognose der Ukraine kann sich die EU, die bedeutende Teile ihres Maisdefizits dort deckt. Denn das USDA senkt die Prognose für die Maisernte der Union zum Vormonat um 0,60 Mio. t auf nur mehr 54,20 Mio. t (2021/22: 70,98 Mio. t) und hebt ihren verbrauch um 1,40 Mio. t auf 76,10 Mio. t an. Um das strukturelle, sich auch bei Normalernten auftuende Maisdefizit 2022/23 ausgleichen zu können, muss die EU nun mit 21,50 Mio. t um 1,50 Mio. t mehr Mais vom Weltmarkt importieren als zuletzt angenommen.

Globale Ölsaatenernten und Endlager legen 2022/23 zu

Unter anderem wegen verschlechterter Produktionsaussichten der Ukraine für Sonnenblumen und Kanadas für Canola-Raps nimmt der WASDE-Report die globale Ölsaatenproduktion zum November um 1,2 Mio. t auf 644,40 Mio. t zurück, es beleibt ab immer noch ein Zuwachs von 6,6 % zum Vorjahr. Bei einem Verbrauchszuwachs von 4,3% bauen sich die Endlager um 7,05 Mio. t auf 121,42 Mio. t oder 22,76% des Verbrauchs auf.

Sojabohnenerzeugung nach Einbruch im Vorjahr stark erholt

Maßgeblich zur Produktionssteigerung bei den Ölsaaten tragen die Sojabohnen mit einer gegenüber dem Vorjahr um 10,00% größeren Ernte mit einem Plus von 35,56 Mio. t auf 391,17 Mio. t bei. Zwar legt auch der Bohnenverbrauch um 17,50 Mio. t zu, aber nur um 4,8%. Somit kommt es nach dem Abbau des Vorjahres zu einem Bestandsaufbau um 7,5% oder 7,12 Mio. t auf 102,71 Mio. t Sojabohnen.

Abnehmer- und Abgeberseite am Sojaweltmarkt hoch konzentriert

Größter Sojaverbraucher mit 116,59 Mio. t und fast einem Drittel von 380,88 Mio. t weltweite ist China. Es importiert den Löwenanteil davon - nämlich 98,00 Mio. t und ist damit auf Abnehmerseite wichtigster Player am Weltmarkt mit einem 59%-Anteil an allen Einfuhren von insgesamt 166,21 Mio.t. Eine starke Konzentration herrscht am Sojamarkt herrscht auch auf Abgeberseite. Diese wird dominiert von den drei großen Exporteuren Brasilien (Ausfuhr: 89,50 Mio. t Sojabohnen und 19,60 Mio. t Sojaschrot), USA (Ausfuhr: 55,66 Mio. t Sojabohnen und 12,43 Mio. t Sojaschrot) und Argentinien (Ausfuhr: 7,20 Mio. t Sojabohnen und 27,60 Mio. t Sojaschrot).

Download