IGC-GMR April: Welt-Getreidevorräte sinken 2023/24 auf tiefsten Stand seit 2014/15

Getreide- und Ölsaatenpreise fielen seit März unter den Stand vor Ukraine-Krieg
Der Internationale Getreiderat (IGC) in London senkte im Grain-Market-Report (GMR) vom April die Endlagerschätzungen von Weizen und Mais für das auslaufende Geschäftsjahr 2022/23. Die gesamten weltweiten Getreidelager fallen das sechste Jahr in Folge. 2023/24 sollen die Weizenlager weiter abschmelzen, die von Mais aber zulegen.
Für die kommende Saison 2023/24 prognostiziert der Rat dank einer starken Erholung der Maisernten eine Zunahme der globalen Getreideproduktion um 1,7% in die Nähe des Rekords von 2021/22 sowie einen 1,3%igen Verbrauchszuwachs im Schnitt der jüngsten Vergangenheit, wobei - angeführt von einem weiteren Abschmelzen der Weizenreserven und trotz eines Anwachsens der Maislager - die weltweiten gesamten Getreideendlager neuerlich auf den tiefsten Stand seit 2014/15 sinken. Der Gesamtindex der vom IGC erhobenen Getreide- und Ölsaatenpreise sank zum Vormonat - mit der Ausnahme von Reis - um 2,9% nahe eines 16-Monate-Tiefs und im Jahresabstand um ein gutes Fünftel.

IGC-Weltgetreidebilanzen April 2023

2021/22
vorl.
2022/23
Prognose
2023/24
2. Prognose
2023/24
zu Vormonat
23/24
zu 22/23
Weizen
Ernte 781 803 787 +/-0 -16
Angebot 1057 1077 1071 -2 -6
Verbrauch 784 793 794 +/-0 +1
Endbestand 274 284 277 -2 -7
Bestand
zu Vorjahr
-3 +10 -7 +/-0 -3
Ratio stock/use 34,95% 35,81% 34,89% -0,25% -0,92%
Mais
Ernte 1221 1150 1208 +6 +58
Angebot 1500 1431 1466 +8 +35
Verbrauch 1219 1173 1202 +4 +29
Endbestand 281 258 264 +3 +6
Bestand
zu Vorjahr
+2 -23 +6 +2 -17
Ratio stock/use 23,05% 21,99% 21,96% +0,17% -0,03%
Getreide gesamt
Ernte 2291 2252 2291 +8 +39
Angebot 2892 2848 2875 +6 +27
Verbrauch 2297 2264 2293 +5 +29
Endbestand 596 584 581 +1 -3
Bestand
zu Vorjahr
-6 -11 -3 -2 -8
Ratio stock/use 25,95% 25,80% 25,34% -0,01% -0,46%
Sojabohnen
Ernte 356 370 401 +2 +31
Angebot 411 415 450 +5 +35
Verbrauch 366 366 389 +1 +23
Endbestand 45 49 60 +4 +11
Bestand
zu Vorjahr
-10 +4 +12 +2 +8

2022/23: Größere Weizen- und deutlich kleinere Maisernten

Der Report hebt gegenüber März die weltweite Weizenernte 2022/23 um 2 Mio. t sowie den Verbrauch um 3 Mio. t an, woraus abgesehen von einem um 1 Mio. t gesenkten Maiskonsum im Großen und Ganzen die um gut 1 Mio. t nach unten revidierte Endlagerschätzung resultiert. Die Gesamternte im laufenden Wirtschaftsjahr bleibt dennoch um 1,3% hinter dem Ergebnis von 2021/22 zurück und verfehlt den im Jahresabstand ebenfalls - um 1,4% - sinkenden Bedarf um mehr als 11 Mio. t. Ein deutlicher Rückfall der globalen Maisernte um 71 Mio. t und um 3 Mio. t weniger Sorghum überwogen dabei um 22 Mio. t größere Weizen-, um 8 Mio. t größere Gersten- und um 4 Mio. t größere Hafererträge. Der stagnierende Verbrauch geht ebenfalls auf das Konto von Mais mit einem Minus zu 2021/22 von 46 Mio. t, wobei die Endlager aber immer noch um 23 Mio. t abschmelzen.

2023/24 Getreidedefizit von 3 Mio. t - Weizenbilanz 7 Mio. t negativ, Maisbilanz 6 Mio. t positiv

2023/24 soll sich dann die globale Maiserzeugung zu 2022/23 deutlich um 58 Mio. t erholen, jedoch die Weizenernte um 16 Mio. t sinken. Damit steigt der gesamte Getreide- und Maisausstoß der Welt auf 2.291 Mio. t, während der Verbrauch auf 2.293 Mio. t ansteigt und von der Produktion um 3 Mio. t verfehlt wird. Im Einzelnen prognostizieren die Londoner Experten im kommenden Wirtschaftsjahr ein Weizendefizit von 7 Mio. t und einen Maisüberschuss von 6 Mio. t. Verbrauchsseitig soll der größte Posten, die Verfütterung (1.031 Mio. t), mit einem Plus von 1,9% den stärksten Zuwachs verzeichnen, gefolgt vom kleinsten, der industriellen Verarbeitung (369 Mio. t) mit plus 1,0% und der menschlichen Ernährung (760 Mio. t) mit 0,9% Zunahme.

2023/24 sinkt Welthandel mit Getreide gesamt und Weizen - Mais- und Sojahandel steigen

Der gesamte Welthandel mit Getreide und Mais soll kommendes Wirtschaftsjahr die dritte Saison in Folge weiter abnehmen - nämlich um 1 Mio. t auf 407,4 Mio. t oder fast 18% der Ernte. Der IGC prognostiziert dabei einen Rückgang grenzüberschreitenden Handels mit Weizen zur aktuellen Saison um 4,9 Mio. t auf 193,1 Mio. t - das ist knapp ein Viertel der Produktion. Jener von Mais soll - zwar um 1,1 Mio. t weniger als in der Märzprognose - zu heuer um 2,3 Mio. t auf 172,2 Mio. t oder gut 14% der Produktionsmenge zulegen und der von Sojabohnen um 5,7 Mio. t auf 173,6 Mio. t oder ganze 43,3% der Erzeugung.
 
Das Ranking der Weizenexporteure soll 2023/24 wiederum Russland mit 42,2 Mio. t (2022/23: 44,6 Mio. t) anführen, es folgen die EU mit 36,0 Mio. t (2022/23: 34,4 Mio. t), Kanada mit 25,0 Mio. t (2022/23: 24,4 Mio. t), die USA mit 21,8 Mio. t (2022/23: 20,8 Mio. t) und Australien mit 21,5 Mio. t (2022/23: 28,7 Mio. t). Der Weizenexport der Ukraine soll weiter einbrechen - nämlich von heuer 15,0 Mio. t auf 11,5 Mio. t - und noch stärker ihre Maisfuhren von 20,5 Mio. t auf 15,0 Mio. t. Die EU hingegen soll dank einer Erholung ihrer Maisproduktion von aktuell 52,1 Mio. t auf 64,9 Mio. t kommende Saison mit 16,9 Mio. t deutlich weniger Mais aus Drittländern einführen müssen als heuer mit 23,3 Mio. t.

Sojabestände wachsen im aktuellen und kommenden Wirtschaftsjahr an

Sowohl 2022/23 als auch 2023/24 geht der IGC von einem Bestandsaufbau bei Sojabohnen aus. Die weltweite Bohnenproduktion in der laufenden Saison lässt er unverändert, wobei er neuerlich die Ernte Brasiliens anhebt und die Argentiniens senkt. Da der Rat die Verbrauchsschätzung gegenüber März aber um 4 Mio. t zurücknimmt, dreht die Sojabohnen Bilanz 2022/23 von ausgewogen auf nunmehr einen Überschuss von 4 Mio. t. Der Report hebt die Ernteprognose für die Sojabohnen 2023/24 im Monatsabstand um 2 Mio. t auf 401 Mio. t - plus 8,4% zu 2022/23 - an. Zusammen den angehobenen Anfangsbeständen soll das entsprechend größere Sojaangebot in einen im Jahresabstand um 65,3% wachsenden Konsum und in einen um 22,4% anschwellenden Endbestand fließen.

Getreide- und Ölsaatenpreise auch seit März weiterhin auf Talfahrt

Mit dem Minus von 2,9% im Monats- und im Jahresabstand von 20,5% setzten die im gesamten Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) des IGC erfassten Preise die Talfahrt auch im abgelaufenen Berichtsmonat seit März 2023 weiter fort. Die Preise sind damit annährend so tief wie vor 16 Monaten, das heißt vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Angezogen wurden diese von einem monatlichen Preisverlust der Sojabohnen von 5,1% (-18,9% zum Vorjahr), aber auch der Subindex von Gerste verlor deutlich um 4,4% (-32,7% zum Vorjahr) und auch die Subindices von Weizen (-1,6% im Monatsabstand; -28,6% zum Vorjahr) und die von Mais (-1,4% im Monatsabstand; -20,2% zum Vorjahr) gaben nach.
 
Dabei verloren die Exportpreise von Weizen praktisch durch die Bank, während die von Mais in den USA auch dank auffrischender Nachfrage aus China zulegten und sich die Preise von Mais aus der Ukraine und Argentinien abschwächten. Die große Ernte Brasiliens drückte bei den Sojabohnen insbesondere die südamerikanischen Quotierungen.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 18. Mai geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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