IGC-GMR Juni: Endlagerprognosen 2023/24 für Getreide gesenkt und die und für Mais angehoben
Dürre wirkt unterschiedlich auf Ernteprognosen - Knappe Weizenlager bei Exporteuren und EU
Obwohl der Internationale Getreiderat (IGC) in London im Grain-Market-Report (GMR) vom Juni die Endlagerprognose für 2022/23 von Getreide und Mais um 3 Mio. t hinaufsetzt, schmelzen die Lager um 8 Mio. t ab. Für 2023/24 sinkt die Endlagerprognose zum Mai um 3 Mio. t und der Lagerabbau steigt um 7 Mio. t auf 15 Mio. t.
Im Gegensatz zum jüngsten WASDE-Report berücksichtigt die aktuelle IGC-Prognose bereits die Folgen der Dürre in wichtigen Anbauregionen. Der IGC schätzt die Folgen der Dürre für 2023/24 unterschiedlich ein. So senkt er die Prognose für die Weizenernte der EU gegenüber Mai um 0,7 Mio. t auf 136,1 Mio. t, die für Kasachstan um 1 Mio. t auf 13,5 Mio. t, hebt aber etwa die der Ukraine um 2,3 Mio. t auf 22,5 Mio. t an. Der Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) der vom IGC erfassten Exportpreise stieg seit Mai ausschließlich wegen einer Befestigung von Sojabohnen und Reis um 1,1% und liegt im Jahresabstand um 19,0% zurück, Weizen und Gerste hingegen verloren jeweils weitere 5,5%, Mais 4,7%.
IGC-Weltgetreidebilanzen Juni 2023
2021/22 vorl. |
2022/23 Prognose |
2023/24 Prognose |
2023/24 zu Vormonat |
23/24 zu 22/23 |
|
Weizen | |||||
Ernte | 780 | 803 | 786 | +3 | -17 |
Angebot | 1056 | 1077 | 1067 | +1 | -11 |
Verbrauch | 783 | 795 | 803 | +8 | +8 |
Endbestand | 274 | 281 | 264 | -7 | -17 |
Bestand zu Vorjahr |
-3 | +8 | -17 | +5 | +9 |
Ratio stock/use | 34,99% | 35,35% | 32,88% | -1,21% | -2,47% |
Mais | |||||
Ernte | 1224 | 1156 | 1211 | -6 | +55 |
Angebot | 1503 | 1442 | 1481 | -2 | +39 |
Verbrauch | 1217 | 1172 | 1205 | -6 | +33 |
Endbestand | 286 | 270 | 276 | +4 | +6 |
Bestand zu Vorjahr |
+7 | -16 | +6 | -1 | -10 |
Ratio stock/use | 23,50% | 23,04% | 22,90% | -0,14% | -0,28% |
Getreide gesamt | |||||
Ernte | 2295 | 2259 | 2292 | -2 | +33 |
Angebot | 2896 | 2859 | 2884 | +1 | +25 |
Verbrauch | 2296 | 2267 | 2306 | +4 | +39 |
Endbestand | 600 | 592 | 577 | -3 | -15 |
Bestand zu Vorjahr |
-1 | -8 | -15 | +7 | +7 |
Ratio stock/use | 26,13% | 26,11% | 25,02% | -0,18% | -1,09% |
Sojabohnen | |||||
Ernte | 357 | 369 | 402 | -1 | +33 |
Angebot | 412 | 414 | 454 | +1 | +40 |
Verbrauch | 366 | 362 | 389 | +/-0 | +27 |
Endbestand | 45 | 52 | 65 | +1 | +13 |
Bestand zu Vorjahr |
-10 | +7 | +13 | -1 | +6 |
Ratio stock/use | 12,30% | 14,36% | 16,71% | +0,26% | +2,35% |
Knappe Weizenlager bei Exporteuren und in der EU
In Summe senkt der IGC die Weizenerzeugung der acht größten Exporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) im Monatsabstand um 0,7 Mio. t. Dabei werden zusammen mit um 2,5 Mio. t kleiner angesetzten Überlagern aus 2022/23 und einer um 3,1 Mio. t hinaufgesetzten Exportmenge 2023/24 die Endlager bei den Exportnationen nunmehr im kommenden Wirtschaftsjahr um 4,8 Mio. t kleiner prognostiziert als vor Monatsfrist. Damit schrumpfen die Weizenreserven der Exporteure gegenüber dem auslaufenden Wirtschaftsjahr 2022/23 um 13,2 Mio. t auf 53,4 Mio. t oder auf magere 12,9% Anteil an deren Gesamtverbrauch (Inlandskonsum plus Export). So sinkt auch die Endlagerprognose für die EU 2023/24 binnen Monatsfrist um 1,3 Mio. t auf 16,4 Mio. t oder 11,4% Anteil am Verbrauch (Ratio stock to use).
Weizenreserven global und in China komfortabel - Endlagerprognose sinkt aber
Weltweit schätzt der IGC 2023/24 eine Ratio von stock to use beim Weizen von komfortablen 32,9%, wobei aber China mehr als die Hälfte der globalen Weizenreserven (53,5%) im Ausmaß von fast einem Jahresverbrauch (93,8% Ratio stock to use) hortet und diese Menge nicht der Weltmarktversorgung zur Verfügung steht. Obwohl die Londoner Experten im Vergleich zum Mai die weltweite Weizenernte um 3,4 Mio. t auf 786 Mio. t (-17 Mio. t zum Vorjahr) und die Überlager aus 2022/23 um 1,5 Mio. t anheben, senken sie wegen einer um 8,7 Mio. t nach oben revidierten Verbrauchserwartung (803 Mio. t, + 8 Mio. t zum Vorjahr) die Endlagerprognose um 6,7 Mio. t auf 264,3 Mio. t. Das ist ein um 5,2 Mio. t stärkerer Lagerabbau als vor Monatsfrist angenommen.
Als Exportweltmeister beim Weizen sieht auch der IGC 2023/24 Russland mit 44,7 Mio. t, gefolgt von der EU mit 36,2 Mio. t. Die ukrainische Weizenausfuhr setzt der Rat bei 11,5 Mio. t nunmehr um 0,5 Mio. t größer als im Mai an und um 5,3 Mio. t kleiner als 2022/23.
Als Exportweltmeister beim Weizen sieht auch der IGC 2023/24 Russland mit 44,7 Mio. t, gefolgt von der EU mit 36,2 Mio. t. Die ukrainische Weizenausfuhr setzt der Rat bei 11,5 Mio. t nunmehr um 0,5 Mio. t größer als im Mai an und um 5,3 Mio. t kleiner als 2022/23.
Globale Gesamtproduktion wegen Mais erholt - Lager fallen dennoch auf Mehrjahres-Tief
Die gesamte Produktion der Welt von Weizen, Futtergetreide und Mais steigt im Gegensatz zu nur der von Weizen 2023/24 gegenüber 2022/23 um 1,5% auf 2.292 Mio. t knapp an die Rekordmarke von 2021/22 an. Denn es erholt sich insbesondere die Maiserzeugung um 55 Mio. t oder 4,8% auf 1.211 Mio. t. Gleichzeitig steigt der gesamte Getreideverbrauch der Welt im Jahresabstand um 1,7% auf das Allzeithoch von 2.306 Mio. t, woraus ein Lagerabbau um 2,5% (-2,7% bei den wichtigsten Exporteuren) resultiert. Dies ist ein mehrjähriger Tiefstand. Der IGC schätzt gegenüber Mai nunmehr den Weizenbedarf der Welt um 8 Mio. t höher und den von Mais um 6 Mio. t niedriger. Im Jahresabstand legt insbesondere die Verfütterung von Getreide und Mais insgesamt um 2,7% auf 1.041 Mio. t zu, gefolgt von der menschlichen Ernährung (+0,9%, 763 Mio. t) und industriellen Verwertung (+0,8%, 369 Mio. t).
Maisbestände nehmen 2023/24 zu
Einen globalen Bestandsaufbau sieht der IGC 2023/24 nur beim Mais, wobei der Zuwachs der Erzeugung (+55 Mio. t auf 1.211 Mio. t) und des Angebots (+39 Mio. t) im Jahresabstand den des Verbrauchs um 33 Mio. t übertrifft. Somit kommt es zu einem Lageraufbau von 6 Mio. t, der aber nunmehr um 1 Mio. t geringer als vor Monatsfrist geschätzt wird. Größter Maisproduzent mit fast einem Drittel der globalen Erzeugung (30,8%) sind die USA, obwohl wegen der Dürre die Prognosen gegenüber Mai für die Ernte um 8,4 Mio. t auf 373,4 Mio. t, für den Export um 5,0 Mio. t auf 48,5 Mio. t und die Endlager um 1,2 Mio. t auf 49,8 Mio. t sinken. Exportweltmeister ist Brasilien mit einer Schätzung für das dort folgende Wirtschaftsjahr 2024/25 von 51,0 Mio. t Ausfuhren bei 130,2 Mio. t Erntemenge.
EU muss neuerlich beträchtliche Maismenge importieren - Krieg senkte Maisexport der Ukraine
Obwohl sich die Maisernte der EU gegenüber der von 2022/23 heuer um 10,0 Mio. t auf 62,8 Mio. t erholen soll, schlägt sich auch hier die Dürre in einer Abwärtsrevision gegenüber Mai um 2,3 Mio. t nieder. Der Importbedarf der Union zur Deckung ihres Verbrauchs von 78,2 Mio. t beträgt 2023/24 demnach 19,9 Mio. t - um 3,0 Mio. t mehr als vor Monatsfrist geglaubt, aber um 7,4 Mio. t weniger als in der laufenden Saison 2022/23. Dabei setzt der IGC die Ernteprognose für den wichtigen Maislieferanten in die EU, die Ukraine, für 2023/24 zum Vormonat um 3,0 Mio. t auf 24,0 Mio. t und ihr Exportpotenzial um ebenso viel auf 18,0 Mio. t hinauf. Damit bleibt die Maisernte der Ukraine um 3,0 Mio. t unter der von 2022/23 und um 18,1 Mio. t unter dem Vorkriegsjahr 2021/22 und ihre Maisausfuhren um deutlich 10,0 respektive 9,0 Mio. t hinter diesen beiden Jahren. Dabei blieben die Maisexporte 2021/22 unter denen von 2022/23, weil Russland vom Kriegsausbruch im Februar bis zum Abschluss des Getreidedeals im Sommer 2022 den Seeweg für ukrainische Ausfuhren blockiert hatte.
Sojaangebot übertrifft den Verbrauch - Lager wachsen
Wie beim Mais überflügelt 2023/24 auch bei Sojabohnen das Angebot (+40 Mio. t zum Vorjahr) den Verbrauch (+27 Mio. t zum Vorjahr) und die Endlager wachsen deutlich um 13 Mio. t. Zwar korrigiert der IGC die Ernteprognose zum Mai eine Spur um 1 Mio. t auf 402 Mio. t (+33 Mio. t zu 2022/23) hinunter, setzt aber die Überlager aus 2022/23 um 2 Mio. t auf 52 Mio. t hinauf, so dass die Endlagerprognose um 1 Mio. t auf 65 Mio. t steigt.
Getreidepreise weiterhin im Sinken - Russland drückt Weizenpreise
Der vom IGC verzeichnete Anstieg des gesamten Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) im Juni um 1,1% (-19,0% im Jahresabstand) geht ausschließlich auf das Konto von Zuwächsen bei Sojabohnen (+7,2% zum Mai, -14,5% zum Vorjahr) und von Reis (+1,5% zum Mai, +18,6% zum Vorjahr), alle anderen erhobenen Produkte verloren weiter. Ausreichende Versorgung auf vorderen Lieferterminen und anhaltende Exportkonkurrenz aus Russland drückten den Subindex von Weizen im Monatsabstand um 5,5%, gegenüber dem Vorjahreszeitraum verfielen die Weizenpreise um 28,6%. Ebenso gab der Gersten-Subindex um 5,5% und sogar um 38,7% im Jahresvergleich nach. Mais verlor vor allem wegen fallender Kurse in Südamerika im Juni 4,7% und zum Vorjahr um 26,1%.
Über den Grain Market Report - GMR des IGC
Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 20. Juli geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 20. Juli geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.