IGC-GMR Mai: 2023/24 schmelzen Weizenreserven und wachsen die von Mais und Soja

Getreide- und Ölsaatenpreise seit April um 7% noch weiter auf 23-Monate-Tief verfallen
Der Internationale Getreiderat (IGC) in London setzt im Grain-Market-Report (GMR) vom Mai die Endlagerprognose für 2022/23 von Getreide und Mais hinauf und senkt die für 2023/24 etwas.
Der IGC hebt aufgrund einer sich immer üppiger darstellenden Maisernte Brasiliens die gesamte globale Getreide- und Maiserzeugung 2022/23 zum Vormonat um 2 Mio. t an. Daraus resultiert zusammen mit ebenfalls höher angesetzten Anfangsbeständen bei einer unveränderten Bedarfsschätzung eine um 5 Mio. t höhere Endlagerschätzung, wobei es im laufenden Wirtschaftsjahr immer noch zu einem Lagerabbau um 9 Mio. t oder 2% - insbesondere beim Mais - kommt. 2023/24 überwiegt ein zum Vormonat stärkerer Lagerabbau beim Weizen einen größer geschätzten Bestandsaufbau beim Mais, sodass nunmehr ein weiterer Lagerabbau beim gesamten Getreide von 8 Mio. t oder 1% nach 3 Mio. t in der Vormonatsprognose zu Buche steht. Trotz einer Rekordernte sollen die Getreidevorräte der Welt auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren fallen. Der Gesamtindex der vom IGC erhobenen Getreide- und Ölsaatenpreise sank indes zum Vormonat mit der Ausnahme von Reis um 7,0% weiter auf ein 23-Monate-Tief und im Jahresabstand um 27,3%.

IGC-Weltgetreidebilanzen Mai 2023

2021/22
vorl.
2022/23
Prognose
2023/24
Prognose
2023/24
zu Vormonat
23/24
zu 22/23
Weizen
Ernte 781 803 783 -4 -20
Angebot 1058 1077 1066 -5 -11
Verbrauch 783 795 795 +1 +/-0
Endbestand 274 283 271 -6 -12
Bestand
zu Vorjahr
-3 +8 -12 +5 +4
Ratio stock/use 34,99% 35,60% 34,09% -0,80% -1,51%
Mais
Ernte 1223 1153 1217 +9 +64
Angebot 1502 1437 1483 +17 +46
Verbrauch 1218 1170 1211 +9 +41
Endbestand 284 266 272 +8 +6
Bestand
zu Vorjahr
+5 -18 +7 +1 -9
Ratio stock/use 23,32% 22,74% 22,46% +0,50% -0,28%
Getreide gesamt
Ernte 2293 2254 2294 +3 +40
Angebot 2895 2852 2883 +8 +31
Verbrauch 2297 2264 2302 +9 +38
Endbestand 598 589 580 -1 -9
Bestand
zu Vorjahr
-4 -9 -8 +5 -1
Ratio stock/use 26,03% 26,02% 25,20% -0,14% -0,82%
Sojabohnen
Ernte 356 369 403 +2 +34
Angebot 411 414 453 +5 +39
Verbrauch 366 364 389 +1 +25
Endbestand 45 50 64 +4 +14
Bestand
zu Vorjahr
-10 +5 +14 +2 +9
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 18. Mai 2023 im Vergleich zum Report vom 20. April 2023, eigene Berechnungen, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 29. Juni 2023

Welt-Getreidelager schmelzen 2023/24 auf niedrigsten Stand seit neun Jahren

Während 2022/23 die Getreideproduktion der Welt erstmalig seit fünf Jahren - und zwar um 1,7% - abnimmt, soll sie sich 2023/24 um denselben Wert auf den Rekord von 2.294 Mio. t erholen. Dabei kehren sich die Trends des Wirtschaftsjahres 2022/23 signifikant um: So soll die Welt 2023/24 um 20 Mio. t beziehungsweise 2,5% weniger Weizen ernten, aber um 5,5% oder 64 Mio. t mehr Mais einfahren. Um 1,7% mit dem stärksten Plus von 2,7% in der Verfütterung soll der Getreideverbrauch kommende Saison zulegen, nachdem er sich im laufenden Wirtschaftsjahr um 1,4% - auch vor allem in der Verfütterung - abschwächt. Daraus errechnet der IGC 2023/24 einen Lagerabbau um weitere 1,4% auf 580 Mio. t. Der niedrigste Lagerstand seit neun Jahren entspricht Reserven von gerade einem Viertel eines Jahresbedarfs.

Sojabestände nehmen zweites Jahr in Folge zu

Eine Rekordernte Brasiliens an Sojabohnen gleicht 2022/23 Produktionsausfälle anderswo wie in Argentinien aus und führt zu einer globalen Produktionssteigerung zum Vorjahr um 3,7% oder 13 Mio. t. Bei einem leichten Verbrauchsrückgang um 2 Mio. t oder 0,5% im Jahresabstand ergibt sich nunmehr ein Lageraufbau um 5 Mio. t oder 11,1%. Dabei soll das Welthandelsvolumen wegen der Importnachfrage aus Asien und auch Argentinien stark zunehmen. Argentinien zählt zu den großen drei der Sojaexporteure auf der Welt und führt vor allem Schrot auf den Weltmarkt aus. Um nach einer Missernte Lieferverpflichtungen erfüllen und die Ölmühlen am Laufen halten zu können, muss Argentinien seinerseits aber heuer mehr als 9 Mio. t Sojabohnen importieren. 2023/24 soll die Sojaproduktion Brasiliens noch weiter zulegen und damit die globale Erzeugung mit einem Jahresplus von 9% die Rekordmarke von 403 Mio. t erreichen. Der Verbrauch solle zwar auch um 7% anwachsen, es komme aber im neuen Wirtschaftsjahr dennoch zu einem substanziellen Lageraufbau um 14 Mio. t oder 28%.

Ernten und Exporte der Ukraine brechen gegenüber Vorkriegszeit ein

Der Rat schätzt, dass sich die Getreideproduktion 2023/24 der Ukraine gegenüber der Vorkriegssaison 2021/22 von 86,7 Mio. auf 47,7 Mio. t nahezu halbiert (-45%) und gegenüber 2022/23 um mehr als ein Fünftel einbricht. In etwa ebensolchem Ausmaß schrumpfen die ukrainischen Getreideexporte seit 2021/22 um 47% und zu 2022/23 sogar um 36%. Dabei fallen die Ernten von Weizen seit 2021/22 von 33,0 Mio. t um 39% auf 20,2 Mio. t und dessen Export um 42% von 18,9 Mio. t auf 11,0 Mio. t zurück. Bei Mais beträgt das Produktionsminus in diesem Zeitraum 50% (von 42,1 auf 21,0 Mio. t) und der Exporteinbruch 44% (von 27,0 auf 15,0 Mio. t). Nachdem die Maisernte der EU sich 2023/24 von heuer 52,8 Mio. t auf 65,1 Mio. t erholen dürfte, würde sich damit ihr Import im Jahresabstand von 26,3 auf 16,9 Mio. t verringern.

EU trotz größerer Ernte mit enger Weizenbilanz 2023/24 - China hortet Lagerbestände

Auch an Weizen könne die EU im kommenden Wirtschaftsjahr nach 133,8 Mio. t mit 136,8 Mio. t mehr einbringen und auch mehr auf den Weltmarkt ausführen (36,3 Mio. t nach 33,9 Mio. t). Die Weizenbilanz der Union ist im Gegensatz zu global komfortablen 34,09% Endlageranteil am Verbrauch mit Reserven für 12,29% von Eigenbedarf und Export sehr eng. Führender Weizenexporteur bleibe 2023/24 Russland mit 43,7 Mio. t (2022/23: 45,1 Mio. t), nachdem die Ernte nach dem Rekord von 95,4 Mio. t auf 83,6 Mio. t zurückgehen soll. Den Löwenanteil der Getreidevorräte hortet China mit fast zwei Dritteln der weltweiten Maisbestände und mehr als der Hälfte der Bestände von Weizen. Diese Mengen bleiben dem Weltmarkt und der Versorgung der Zuschussregionen Afrikas und Asiens praktisch vorenthalten und stellen die Versorgungsbilanzen der Welt deutlich enger dar, wenn man das Reich der Mitte herausrechnet.

Mais zieht Getreide- und Ölsaatenpreise seit April um 7% auf 23-Monate-Tief hinunter

Ein in den letzten Wochen weiter beschleunigter Preisverfall vor allem von Mais zog im Monatsabstand die im gesamten Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) des IGC erfassten Preise um 7,0% auf ein 23-Monate-Tief hinunter. Im Jahresabstand beträgt der Preisverlust 27,3%. Lediglich die Reispreise legten zum Vormonat um 1,9% und zum Vorjahr um 15,8% zu. Der Subindex von Weizen verlor gegenüber April 2,6% und gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 37,5%, wobei unterschiedliche Ertrags- und Qualitätsaussichten für regionale Differenzierungen sorgten. Angeführt von einem tiefen Fall in Brasilien verloren die Maispreise im Monatsabstand 13,5% und gegenüber dem Vorjahr um 28,2%. Sie fielen auf den tiefsten Wert seit Dezember 2020. Die bearishen Marktdaten drückten den Subindex der Ölsaaten-Exportpreise seit April um 8,1% und im Zwölfmonateabstand um 24,2%.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 29. Juni geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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