Internationale Getreide- und Ölsaatenmärkte bleiben in gedrückter Stimmung

Österreich: Nichts los am Kassamarkt - Wetter drückte Erträge der Herbsternte

Wien, 24. November 2023 (aiz.info). - Die internationalen Getreide- und Ölsaatenmärkte blieben zuletzt - ebenso wie hierzulande - in gedrückter Stimmung. So fiel der Euronext-Weizen diese Woche auf den tiefsten Stand seit Mai 2023. Wichtigste Einflussfaktoren sind die Exportkonjunktur der bedeutendsten Beteiligten USA, EU und Russland, das Wetter sowohl bei der Aussaat von Soja und Mais in Südamerika als auch für den Herbstanabau in den USA und in der EU sowie die allgemeinwirtschaftliche Stimmungslage mit Faktoren wie starker Euro oder zuletzt sinkende Rohölpreise. Nichts los ist nach wie vor am österreichischen Kassamarkt. Die AMA spricht davon, widrige Witterung habe hierzulande die Erträge der Herbsternte gemindert.
 
Ein russischer Angriff am Dienstag auf ukrainische Hafenstruktur sorgte für einen nur sehr kurzfristigen Kursausschlag. Ansonsten exportiert die Ukraine weiterhin auch über das Schwarze Meer unter anderem in das mit Russland befreundete China. Polnische Bauern schlossen sich indessen Aktionen von Frächtern an und blockieren große Teile des Straßengüterverkehrs aus der Ukraine. Das Wetter sorgt für gute Bonitierungen der Winterweizenbestände in den USA, wohingegen exzessiver Regen die Herbstaussaat in der EU - insbesondere in Frankreich - behindert. Ukrainische Landwirte sollen den Anbau von Winterweizen dramatisch einschränken - zusammen mit Anbauverzögerungen liege man aktuell um 40% unter der Vorjahresfläche. Auch die Aussaat in Russland soll sich verzögern beziehungsweise zurückgefahren werden. Zuerst eine Hitzewelle und Dürre und danach Regenfälle, die aber dann doch wieder zu wenig gewesen sein sollen - verzögern die Anbautätigkeit von Sojabohnen und Mais in Südamerika. Brasilien erwartet aber dessen ungeachtet trotzdem einen Rekord-Sojaertrag.
 
Milei-Wahl in Argentinien stützte Sojakurse
 
Stützend auf die Sojanotierungen wirkte die Wahl des exzentrischen - nach eigenen Worten "Anarcho-Kapitalisten" - Javier Milei zum Präsidenten Argentiniens. Er möchte den von einer Hyper-Inflation stark entwerteten Peso durch den US-Dollar als staatliche Währung ablösen. Argentinien ist - vor allem in Form der Verarbeitungsprodukte Öl und Schrot - einer der drei großen Sojaexporteure auf dem von starker Konzentration auf Anbieter- und Abnehmerseite geprägten Weltmarkt. Die bisherige Regierung in Buenos Aires lockte mit zusätzlich zur Entwertung vergünstigten Peso-Kursen ausländische Kunden, um die für das Land wichtigen Erlöse aus dem Sojaexport anzukurbeln. Zuletzt drückten sinkende Rohöl- und Pflanzenölpreise die Notierungen im Sojakomplex und auch die von Raps wiederum.
 
Am Weizenmarkt hält Wettbewerb um Anteile am Exportgeschäft an
 
Am Weizenmarkt hält der Kampf zwischen den wichtigen Beteiligten USA, EU und Russland um Anteile am Exportkuchen an. Für die USA liegen wegen des Thanksgiving-Feiertags am Donnerstag keine frischen Exportzahlen vor, doch ließ dieser Tage ein neuerlicher Weizendeal mit China - diesmal über 110.000 t - aufhorchen. Wegen Thanksgiving ruhte auch der US-Börsenbetrieb. Im engeren Radius um die EU orderte Algerien dieser Tage bis zu 100.000 t Weizen, wofür einschließlich Fracht (c&f) 277 USD/t (254,13 Euro) bezahlt werden sollen. Trotz des mehrmonatigen Tiefs der Euronext-Weizenkurse heißt es, dass russischer Weizen trotz der jüngst eingebremsten Talfahrt der Preise weiterhin wettbewerbsfähiger gegenüber solchem aus der EU sei.
 
Die Exportpreise russischen Weizens mit 12,5% Protein am Schwarzmeerhafen Noworossijsk hätten sich laut agrarzeitung.de unter Berufung auf die Analysten IKAR und Sovecon free on board (fob) auf dem niedrigen Niveau von 230 bis 236 USD/t (211,01 bis 216,51 Euro) stabilisiert. Russische Lagerhalter hätten ob dieser Preise wenig Interesse, Ware abzugeben, und erwarteten eine Verbesserung der Erlössituation, auch die Produzenten wären nicht übermäßig zum Anbau motiviert. Präsident Wladimir Putin lässt indes einige Partien Weizen an hungerleidende afrikanische Staaten verschenken, um Kritik an der Einschränkung von Schwarzmeer-Exporten durch seinen Krieg gegen die Ukraine Wind aus den Segeln zu nehmen.
 
Ein starker Euro schwächt aktuell die Konkurrenzfähigkeit von Weizen aus der EU im Export. Dennoch weist die Europäische Kommission in ihrem aktuellen Wochenbericht ein weiteres Aufholen des Exportrückstands gegenüber dem Vorjahr aus, obwohl ihren Daten seit Mitte September die Ausfuhren des wichtigen Exporteurs Bulgarien fehlen und seit vierzehn Tagen auch keine Außenhandelsdaten Italiens mehr dabei sind. Demnach hat die EU 11,592 Mio. t Weichweizen in 21 Wochen des Wirtschaftsjahres 2023/24 in Drittländer ausgeführt. Das sind 19% weniger als im Vorjahr und mit 320.861 t wöchentlichem Exportzuwachs ein Aufholen des Rückstands im Jahresvergleich um zwei Prozentpunkte.
 
Euronext: Weizen verliert - Mais und Raps tendieren seitwärts
 
Der Schlusskurs des Weizen-Futures mit Fälligkeit Dezember an der Euronext in Paris verlor von Freitag voriger Woche bis Donnerstag von 226,25 auf 222,00 Euro/t. Seitwärts ging es in diesem Zeitraum für den Pariser März-Maiskontrakt von 205,75 auf 205,25 Euro/t und für den Rapsfuture zur Lieferung im Februar von 435,00 auf 436,75 Euro/t. Am Freitagmittag drehten alle drei Pariser Agrarderivate in den leicht positiven Bereich.
 
AMA-Herbsterhebung: Erträge 2023 litten unter suboptimaler Witterung
 
Laut AMA enttäuschten die Erträge der Maisernte Österreichs im Herbst 2023. Sie hätten im Schnitt des Bundesgebiets und von konventionellem und biologischem Anbau mit 10,12 t/ha das magere Vorjahr (10,06 t/ha) nur geringfügig übertroffen. Suboptimale Witterung habe zu Ertragsverlusten bei den Kulturen der Herbsternte geführt. Körnermais habe unter langsamer Jugendentwicklung, Trockenheit und später zu viel Niederschlägen gelitten.
 
In Niederösterreich liege der Maisertrag mit 8,72 t/ha auf dem schwachen Vorjahresniveau von 8,85 t/ha, wobei heuer die Erträge im östlichen Trockengebiet die des Vorjahres sogar übertroffen hätten, im sonst ertragsreicheren Westen aber darunter geblieben wären.
 
Die Sojaerträge von 3,06 t/ha seien deutlich über denen 2022 (2,62 t/ha) und die von Sonnenblumen mit 2,69 t/ha leicht höher (2,3 t/ha), wobei sie aber im Hauptanbaugebiet Niederösterreich ausließen (2,4 nach 3,2 t/ha).
 
USDA reduziert Maisernte und Export Bulgariens
 
Laut USDA soll auch in Bulgarien die Maisernte wegen widriger Wetterbedingungen um 11% schlechter als im Vorjahr, nach einer Revision nach unten nunmehr bei rund 2,5 Mio. t, ausfallen. Damit solle sich der Maisexport des Landes von 1,4 Mio. t im Wirtschaftsjahr 2022/23 in der laufenden Saison auf etwa 1,0 Mio. t verringern.
 
Höhere Ukraine-Maisprognose - China ordert Mais aus Ukraine - Schwarzmeer-Export läuft
 
Das Analystenhaus APK-Inform setzte die Prognose für die weit fortgeschrittene Maisernte in der Ukraine von zuletzt 24,8 Mio. t auf 26,0 Mio. t hinauf. Das US-Agrarressort USDA schätzte kürzlich 29,50 Mio. t. In Handelskreisen wird kolportiert, China habe weitere 66.000 t Futtermais in der Ukraine geordert. Damit exportiert die Ukraine ungeachtet der russischen Blockade und Bombardierung Agrarprodukte weiterhin über das Schwarze Meer. Beobachter meinen, pikant daran sei, ob die Russen auch Schiffe mit Lieferungen für das befreundete China angreifen würden. Bestehen bleibe jedenfalls das Risiko von Zusammenstößen mit Treibminen, die nicht differenzierten, unter welcher Flagge ein Schiff fährt. Dennoch schaffte es die Ukraine bisher, die internationale Versicherungsbranche zu einer moderaten Kalkulation der Prämien für die Risiken der Schwarzmeer-Seefahrt zu bewegen.
 
Ähnlich wie China mit 23,00 Mio. t wird laut jüngstem USDA-Report auch die EU im aktuellen Wirtschaftsjahr neuerlich große Mengen Mais - nämlich 24,50 Mio. t - importieren müssen, um ihr Versorgungsdefizit auszugleichen.

Polnische Bauern schließen sich Frächtern bei Grenzblockade zur Ukraine an
 
Polnische Landwirte haben sich laut Dow Jones Protesten von Frächtern angeschlossen und einen weiteren Grenzübergang zur Ukraine bei Medyka blockiert. Die Bauern kritisieren einen Preisverfall wegen ukrainischer Importe und die Spediteure einen unfairen Wettbewerb aus dem Nachbarland. Zuvor waren Verhandlungen zwischen Polen und der Ukraine unter Vermittlung der EU-Kommission gescheitert. Damit seien alle großen Grenzübergänge zwischen den beiden Ländern für den Güterverkehr weitgehend gesperrt. Anfang November blockierten polnische LKW-Fahrer vorerst drei Grenzübergänge. Vor dem Übergang in Dorohusk stünden, so die APA, 750 LKW in einer 18 km langen Schlage; die Abfertigungszeit betrage fünf Tage. Vor dem bisher als Ausweichroute genutzten Grenzübergang Medyka staue es sich nun auf 34 km Länge.
 
Die polnischen Bauern fordern unter anderem Subventionen für Getreide und Mais sowie Liquiditätshilfen und sehen sich durch den von der EU eröffneten Import billigen ukrainischen Getreides benachteiligt. Die polnischen Transportunternehmer protestieren gegen Billig-Konkurrenz aus der Ukraine, die Aufhebung von Genehmigungen für den ukrainischen Güterverkehr durch die EU, die vor dem Krieg notwendig gewesen waren, sowie gegen Benachteiligungen durch ukrainische Behörden wie durch tagelange Registrierungsverfahren.
 
Nach wie vor nichts los am österreichischen Kassamarkt
 
Am österreichischen Kassamarkt für Getreide und Ölsaaten ist mit Ausnahme gelegentlicher Restdeckungen für vordere Termine oder von Ersatzdeckungen weiterhin praktisch nichts los. So brachten Marktteilnehmer im Umfeld der dieswöchigen Notierungssitzung an der Wiener Produktenbörse die gedrückte Stimmung zum Ausdruck.
 
Für die ersten Monate des Jahres 2024 sei zwar etwas mehr Brotgetreide angeboten, aber nicht nachgefragt worden. Die einzig am Kursblatt verbliebene Mahlweizennotierung gab weiter um 8 Euro auf 218 bis 220 Euro/t nach. Sorgenkind insgesamt und Grund für Ersatzdeckungen bei kurzfristigem Restbedarf an Mais und Ölsaaten bleibe die knappe Transportlogistik. Nicht lieferfähige Anbieter müssten sich bisweilen gegenüber ihren Vertragspartnern für die Mehrkosten alternativer Bezugsquellen quasi aus ihren Kontraktverpflichtungen herauskaufen. (Schluss) pos

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