IGC-GMR Februar: Getreideproduktion und Verbrauch kleiner - dennoch Lagerabbau
Ausblick auf 2023/24: Verunsicherung um Ukraine - mehr Maisanbau und engere Weizenbilanz
Der Internationale Getreiderat (IGC) setzt im Grain-Market-Report (GMR) vom Februar die weltweite Getreideproduktion 2022/23 wegen nach unten korrigierter Maisernten Argentiniens und der USA zum Jänner um 8 Mio. t auf 2.248 Mio. t herab. Das ist nach vier konsekutiven Jahren mit Steigerungen der erste Produktionseinbruch mit 43 Mio. t oder 1,9% weniger als im Vorjahr. Den globalen Getreideverbrauch revidiert der Rat um 9 Mio. t herab - ein Minus von 29 Mio. t oder 1,3% im Jahresabstand - setzt aber die Anfangsbestände um 2 Mio. t hinauf. Daraus resultiert eine Anhebung der Endlagerprognose um 2 Mio. t auf 579 Mio. t. Somit schrumpfen die Getreidereserven der Welt dennoch neuerlich um 18 Mio. t. Sie fallen auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren und reichen für gut ein Viertel eines Jahresverbrauchs. Die im Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) ermittelten Exportpreise sanken seit Jänner um 0,7% und im Jahresabstand um 1,8%.
IGC-Weltgetreidebilanzen Februar 2023
2020/21 | 2021/22 vorläufig |
2022/23 Prognose |
2022/23 zu Vormonat |
2022/23 zu 21/22 |
|
Weizen | |||||
Ernte | 774 | 781 | 796 | +/-0 | +15 |
Angebot | 1049 | 1058 | 1071 | +1 | +13 |
Verbrauch | 772 | 783 | 789 | +/-0 | +6 |
Endbestand | 277 | 275 | 282 | +1 | +7 |
Bestand zu Vorjahr |
+2 | -2 | +7 | +/-0 | +5 |
Ratio stock/use | 35,88% | 35,12% | 35,74% | +0,13% | +0,62% |
Mais | |||||
Ernte | 1136 | 1220 | 1153 | -8 | -67 |
Angebot | 1434 | 1499 | 1435 | -7 | -64 |
Verbrauch | 1155 | 1217 | 1180 | -8 | -37 |
Endbestand | 279 | 282 | 255 | +1 | -27 |
Bestand zu Vorjahr |
-19 | +3 | -28 | +1 | +25 |
Ratio stock/use | 24,16% | 23,17% | 21,61% | +0,23% | -1,56% |
Getreide gesamt | |||||
Ernte | 2227 | 2291 | 2248 | -8 | -43 |
Angebot | 2843 | 2893 | 2846 | -6 | -47 |
Verbrauch | 2241 | 2295 | 2266 | -9 | -29 |
Endbestand | 602 | 598 | 579 | +2 | -19 |
Bestand zu Vorjahr |
-14 | -4 | -18 | -1 | +14 |
Ratio stock/use | 26,86% | 26,06% | 25,55% | +0,19% | -0,51% |
Sojabohnen | |||||
Ernte | 370 | 356 | 378 | -7 | +22 |
Angebot | 424 | 411 | 423 | -7 | +12 |
Verbrauch | 370 | 366 | 374 | -2 | +8 |
Endbestand | 55 | 45 | 49 | -5 | +4 |
Bestand zu Vorjahr |
+1 | -10 | +4 | -5 | -6 |
Ratio stock/use | 14,86% | 12,30% | 13,10% | -1,26% | -0,80% |
Erster Produktionsrückgang seit vier Jahren - weniger Fütterung und Industrieverarbeitung
Beim globalen Rückgang der Getreideproduktion überwiegen erstmalig seit vier Jahren Einbrüche der Ernten von Mais (1.153 Mio. t, -67 Mio. t bzw. -5,5%) und Sorghum, Zuwächse derer von Weizen (796 Mio. t, +15 Mio. t bzw. -1,9%), Gerste und Hafer. Trotz eines um 2,6% (1.014 Mio. t) schrumpfenden Verbrauchs in der tierischen Fütterung und einer um 0,8% (366 Mio. t) verringerten industriellen Verwertung sinken - das sechste Jahr in Folge - die Getreidelager der Welt diesmal um 3,1% und die der Exporteure um 1,5%. Verbrauchsseitig verzeichnet 2022/23 lediglich die menschliche Ernährung einen um 0,4% auf 754 Mio. t ansteigenden Bedarf, wobei das Welthandelsvolumen aber um 3,9% auf ein Dreijahres-Tief abfällt.
Russlands Weizenexport nach oben revidiert - Lagerstand der Exporteure nach unten korrigiert
Weniger vorsichtig als das USDA schätzt der IGC die Weizenernten Russlands (95,4 Mio. t) und der Ukraine (25,2 Mio.t). Russlands Exportprognose hebt der Rat um 1,5 Mio. t auf 43,6 Mio. t an, die der Ukraine belässt er bei 14,0 Mio. t. Mehr Weizenexport als vor Monatsfrist traut der Report weiters Australien (24,7 Mio. t, +0,5 Mio. t) und Kasachstan (8,9 Mio. t, +0,6 Mio. t) zu, der der EU bleibt bei 34,4 Mio. t und jener der USA wird um 0,5 Mio. t auf 20,8 Mio. t gesenkt. Die Endlagerprognosen hebt der Rat für die EU um 0,7 Mio. t auf 15,6 Mio. t sowie für die USA um 0,5 Mio. t auf 15,9 Mio. t an und revidiert die für Russland um 1,5 Mio. t auf 17,5 Mio. t hinunter.
Insgesamt sollen die großen Weizenexporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) 2022/23 um 1,9 Mio. t mehr Weizen auf den Weltmarkt verbringen als laut Jänner-GMR und am Saisonende um 1,0 Mio. t weniger Reserven verfügen. China dementgegen dürfte seine Weizenvorräte um 0,5 Mio. t auf nunmehr 138,7 Mio. t von 133,0 Mio. t im Vorjahr stärker auffüllen. Es sitzt auf der Hälfte der globalen Weizenreserve und kommt damit fast ein Jahr aus.
Insgesamt sollen die großen Weizenexporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) 2022/23 um 1,9 Mio. t mehr Weizen auf den Weltmarkt verbringen als laut Jänner-GMR und am Saisonende um 1,0 Mio. t weniger Reserven verfügen. China dementgegen dürfte seine Weizenvorräte um 0,5 Mio. t auf nunmehr 138,7 Mio. t von 133,0 Mio. t im Vorjahr stärker auffüllen. Es sitzt auf der Hälfte der globalen Weizenreserve und kommt damit fast ein Jahr aus.
Mais: EU- und Ukraine-Daten unverändert - Argentinien exportiert weniger und Brasilien mehr
An den Maiszahlen der EU nimmt der Februar-GMR keine Änderungen vor. Bei 51,8 Mio. t Erzeugung und 72,7 Mio. t Verbrauch muss die Union 22,5 Mio. t Mais einführen. Unverändert 19,0 Mio. t Mais soll die Ukraine dem Weltmarkt zur Verfügung stellen können, wobei ihre Ernte 2022/23 zum Vorjahr um fast zwei Fünftel und das Ausfuhrpotenzial um fast ein Fünftel einbrechen.
Aufgrund einer etwas geringeren Verbrauchsschätzung steigt Chinas Endlagerprognose zum Vormonat um 0,5 Mio. t auf 176,0 Mio. t - gegenüber 2021/22 zwar ein Lagerabbau um 12,2 Mio. t, aber immer noch knapp 70% der weltweiten Maisreserve und ausreichend für mehr als ein halbes Jahr. Die Maisdaten für die USA senkt der IGC zum Jänner bei der Ernte um 5 Mio. t auf 348,8 Mio. t, beim Verbrauch um 2,6 Mio. t auf 303,9 Mio. t und beim Export um 3,8 Mio. t auf 48,9 Mio. t. Die Endlager hebt er um 0,3 Mio. t auf 32,2 Mio. t an. Argentiniens Maisernte wird um 2,5 Mio. t kleiner bei 53,5 Mio. t und der Export um 2,4 Mio. t kleiner bei 34,9 Mio. t angesetzt. Der nördliche Nachbar Brasilien könne dagegen nun mit 48,0 Mio. t um 3,4 Mio. t Mais mehr am Weltmarkt verkaufen als laut voriger Prognose.
Aufgrund einer etwas geringeren Verbrauchsschätzung steigt Chinas Endlagerprognose zum Vormonat um 0,5 Mio. t auf 176,0 Mio. t - gegenüber 2021/22 zwar ein Lagerabbau um 12,2 Mio. t, aber immer noch knapp 70% der weltweiten Maisreserve und ausreichend für mehr als ein halbes Jahr. Die Maisdaten für die USA senkt der IGC zum Jänner bei der Ernte um 5 Mio. t auf 348,8 Mio. t, beim Verbrauch um 2,6 Mio. t auf 303,9 Mio. t und beim Export um 3,8 Mio. t auf 48,9 Mio. t. Die Endlager hebt er um 0,3 Mio. t auf 32,2 Mio. t an. Argentiniens Maisernte wird um 2,5 Mio. t kleiner bei 53,5 Mio. t und der Export um 2,4 Mio. t kleiner bei 34,9 Mio. t angesetzt. Der nördliche Nachbar Brasilien könne dagegen nun mit 48,0 Mio. t um 3,4 Mio. t Mais mehr am Weltmarkt verkaufen als laut voriger Prognose.
Ausblick auf 2023/24: Verunsicherung um Ukraine - mehr Maisanbau und engere Weizenbilanz
Ein noch sehr früher, vager Ausblick auf die kommende Saison 2023/24 enthält eine leichte Ausdehnung der weltweiten Maisanbaufläche und eine Einschränkung des Gerstenareals. Aufgrund der Unsicherheit über agrarische Aktivitäten in Gebieten, über die die Ukraine die Kontrolle verloren hat, sei die Nennung von Zahlen sehr fiktiv, jedoch mit der vorläufigen Annahme verbunden, dass die bestellte Fläche im Jahresabstand scharf zurückgehe.
Der globale Ausblick auf die kommende Weizenernte deute auf ein schrumpfendes Angebot, wachsenden Verbrauch und enger werdende Endlagerbestände hin. Der Anbau von Sojabohnen könnte ersten Schätzungen zufolge um 2% ausgedehnt werden - dies vor allem bei den führenden Exporteuren Brasilien, USA und Argentinien.
Der globale Ausblick auf die kommende Weizenernte deute auf ein schrumpfendes Angebot, wachsenden Verbrauch und enger werdende Endlagerbestände hin. Der Anbau von Sojabohnen könnte ersten Schätzungen zufolge um 2% ausgedehnt werden - dies vor allem bei den führenden Exporteuren Brasilien, USA und Argentinien.
Sojaernten herabgesetzt, aber größer als im Vorjahr - Lager wachsen nur moderat
Für das laufende Wirtschaftsjahr 2022/23 sinkt die Schätzung der Sojabohnenproduktion gegenüber Jänner - ebenfalls wegen der verschlechterten Aussichten für die USA und Argentinien - um 7 Mio. t auf 378 Mio. t. Damit erholt sie sich zum Vorjahr, gestützt auf die große Ernte Brasiliens, immer noch um 22 Mio. t oder 6% auf einen neuen Rekord. Das nun kleinere Angebot mündet in Rücknahmen des Verbrauchs (-2 Mio. t zum Jänner) und der Endlager (-5 Mio. t), wobei beide aber im Jahresabstand anwachsen. Der globale Sojakonsum erreicht ebenfalls einen Rekord. Die Endlager wachsen nun nur mehr moderat an und sind bei den Exporteuren sogar auf historischen Tiefstständen.
Leichter Rückgang der Getreidepreise insgesamt - Weizen von 16-Monate-Tief erholt
Zum Rückgang des gesamten Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) um 0,7% gegenüber Jänner merkten die Londoner Experten an, dass die Abnahme der Exportpreise von Sojabohnen (-2,6% zum Vormonat und -4,5% zum Vorjahr), Gerste (-0,6% zum Vormonat und +0,8% zum Vorjahr) und Reis (-0,4% zum Vormonat und +17,9% zum Vorjahr) moderate Befestigungen der Subindices von Weizen (+1,4% zum Vormonat und -3,1% zum Vorjahr) und Mais (+1,4% zum Vormonat und +1,6% zum Vorjahr) mehr als aufgewogen haben.
Der Weizenindex hat sich dabei nach einem 16-Monate-Tief im Jänner als Folge der Sorgen um die Bestandsentwicklung in den USA und neuerlich aufgekommener Zweifel am Fortbestand des Getreide-Deals zu den Schwarzmeer-Exportkorridoren erholt. Die Schwarzmeer-Situation und schwindende Ertragsaussichten für Argentinien haben den Maispreis unterstützt. Dementgegen drückte die große Ernte die Sojapreise in Brasilien.
Der Weizenindex hat sich dabei nach einem 16-Monate-Tief im Jänner als Folge der Sorgen um die Bestandsentwicklung in den USA und neuerlich aufgekommener Zweifel am Fortbestand des Getreide-Deals zu den Schwarzmeer-Exportkorridoren erholt. Die Schwarzmeer-Situation und schwindende Ertragsaussichten für Argentinien haben den Maispreis unterstützt. Dementgegen drückte die große Ernte die Sojapreise in Brasilien.
Über den Grain Market Report - GMR des IGC
Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 16. März 2023 geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 16. März 2023 geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.